Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome

Neue FiBL Studie analysiert Auswirkungen von österreichischen Lebensmittelimporten auf globalen Süden

In einer aktuellen Studie untersuchte das FiBL Österreich in Kooperation mit dem Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit (Universität für Bodenkultur, Wien), wie sich der österreichische Import ausgewählter Lebens- und Futtermittel auf Landverbrauch, Artenvielfalt und Klima in den Anbauländern des globalen Südens auswirkt. Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass eine nachhaltigere Ernährung den Produktionsdruck auf bestehende Anbauflächen reduziert, landwirtschaftliche Flächen für andere Nutzungen frei macht sowie eine potentielle Zerstörung wichtiger und vielfältiger Ökosysteme abwenden könnte. Dadurch könnte auch der Biodiversitätsverlust sowie die Gefahr von Pandemien reduziert und die enorme Importabhängigkeit von Sojafuttermitteln minimiert werden.

In der Studie "Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel auf Flächenverbrauch, Biodiversität und Treibhausgasemissionen in den Anbauregionen des globalen Südens" wurde anhand ausgewählter, von Österreich importierter Lebens- und Futtermittel (Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Rohrzucker, Banane) der Zusammenhang zwischen dem jährlichen Import dieser Rohstoffe und dem Landverbrauch, dem Artensterben und den Treibhausgasemissionen in den Herkunftsländern analysiert. In einem weiteren Teil zeigt die Studie, welche Alternativen Österreich zur Verfügung stehen, um den Flächenverbrauch zu reduzieren und damit indirekt auch die Artenvielfalt zu schützen.

Martin Schlatzer, einer der Hauptautoren der Studie konstatiert: "Unsere Studie zeigt ganz klar, dass auch Österreich durch den Konsum bestimmter Rohstoffe mitverantwortlich für die Zerstörung von relevanten Ökosystemen und damit auch für die Gefährdung von Tier- und Pflanzenarten ist. Zu den wichtigsten Treibern von Tropenwaldabholzung zählt der hohe Fleischkonsum auf EU-Ebene, wie auch in Österreich."

Wichtige Ergebnisse der Studie

  • Zu den wichtigsten Ursprungsländern der von Österreich importierten Lebens- und Futtermittel zählen Brasilien, Malaysia, Indonesien, Vietnam, die Elfenbeinküste, Ghana, Mauritius, Costa Rica und Kolumbien. Die Produktion der ausgewählten Rohstoffe erstreckt sich auch auf Tropenwälder, Savannen- und Naturschutzgebiete. Die Vernichtung dieser äußerst artenreichen Ökosysteme für die genannten Exportgüter ist mit hohen Treibhausgasemissionen, negativen sozio-ökonomischen Folgen, wie etwa Kinderarbeit, und einem großen Verlust der Artenvielfalt verbunden.
  • In den Anbauregionen hat der mit dem jährlichen Import von Sojafuttermitteln verbundene Flächenbedarf die mit Abstand größten Ausmaße (rund 290.000 ha), gefolgt von Kakao, Kaffee, Palmöl, Bananen und Zuckerrohr. Für den Anbau dieser, jährlich nach Österreich importierten Produkte, wird eine Gesamtfläche von ca. 450.000 Hektar  beansprucht. Das bedeutet, dass die Flächeninanspruchnahme von lediglich sechs nach Österreich importierten Gütern (Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Banane und Zucker) dem elffachen der Fläche der Stadt Wien entspricht.
  • Mit dem Import dieser Güter nach Österreich sind auch erhöhte Treibhausgasemissionen durch die Zerstörung von Tropenwäldern und Savannen verbunden. Allein die untersuchten Produkte verursachen 1,5mal so viele Treibhausgasemissionen wie der gesamte österreichische Luftverkehr im Jahr 2018. Diese THG-Emissionen werden aber nicht den österreichischen THG-Emissionen zugerechnet, sondern jenen der Herkunftsländer, obwohl Österreich diese mit seiner Nachfrage verursacht.
  • Maßnahmen zur Verringerung des Verbrauches (inkl. einer dringlich erforderlichen Reduktion der Lebensmittelverschwendung) an Soja, Palmöl, Kaffee, Kakao, Rohrzucker und Bananen leisten einen Beitrag Österreichs zum Schutz sensibler Ökosysteme in Übersee bzw. im globalen Süden und damit auch von seltenen oder vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten.
    Zu den Handlungsempfehlungen zur Verringerung des Konsums dieser Produkte zählen daher
    • eine breite Etablierung eines suffizienten Ernährungsstils: Reduktion des Konsums und bewusster Genuss von Kaffee, Kakao, Bananen, Rohrzucker,
    • die Reduktion von Sojafuttermittelimporten durch einen deutlich verringerten Fleischkonsum und/oder durch eine vegetarische respektive vegane Ernährung (Bereits bei einer Reduktion des Fleischkonsums um 20 % könnten die benötigten Sojafuttermittel direkt in Österreich angebaut werden und so die Abhängigkeit reduziert werden – ohne zusätzliche Flächen lukrieren zu müssen.),
    • die Reduktion von Palmölimporten durch eine Verringerung des Konsums palmölhaltiger, meist hochverarbeiteter Produkte sowie
    • der bevorzugte Kauf von Bio- und Fair-Trade-Produkten (vor allem Kaffee, Kakao, Bananen).

Systemwandel in Richtung nachhaltige Ernährung notwendig

Eine klimaschonendere und biodiversitätsfreundlichere Ernährung mit einem deutlich geringeren Fleischkonsum, einem geringeren Konsum von (hoch-)verarbeiteten Produkten und von Genussmitteln wie Kaffee, Kakao und Zucker, würde wichtige Verbesserungen mit sich bringen.
"Schließlich gibt es bereits in vielen Bereichen sehr schmackhafte, gesunde und ökologisch verträglichere Alternativen – wie beispielsweise Fleischalternativen aus Erbsen oder Linsen, Kaffee aus Lupinen statt aus Bohnen und Carob anstelle von Kakao", hält Martin Schlatzer fest.

Dies würde den Produktionsdruck auf bestehenden Anbauflächen reduzieren, landwirtschaftliche Flächen für andere Nutzungen frei machen und die Zerstörung wichtiger und vielfältiger Ökosysteme (z. B. Regenwald und Savannen) abwenden. Weiters könnte ein Biodiversitätsverlust sowie die Gefahr von Pandemien reduziert und die enorme Importabhängigkeit von Sojafuttermitteln minimiert werden.     

Durch einen Systemwandel in Richtung nachhaltige Ernährung mit einer deutlichen Reduktion des Fleischkonsums und des Konsums der hier angeführten importierten Güter sowie einer Minimierung vermeidbarer Lebensmittelabfälle könnte zudem eine vollständige Ernährungssicherung mit biologischer Landwirtschaft – auch bei einer Zunahme der Bevölkerung und bei Ertragsreduktionen durch Klimawandel – ermöglicht werden. Auch die Leistbarkeit von biologischen Produkten könnte damit erhöht und letztendlich die Gesundheit der Menschen verbessert werden.

Weitere Informationen

Kontakt

Link

orgprints.org: Studie "Die Auswirkungen des österreichischen Imports ausgewählter Lebensmittel auf Flächenverbrauch, Biodiversität und Treibhausgasemissionen in den Anbauregionen des globalen Südens."

Download