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2. Weltkonferenz für Bioimkerei: Eine Woche für die Bienen, die Umwelt und die Gesellschaft

The conference organisers. Foto: (c) Bio-markt.info

Die umfangreiche fast einwöchige Konferenz wurde von einem interdisziplinären Team unter der Leitung von FiBL (Salvador Garibay, 4.v.li) , Naturland (Peter Gänz, li) und Ecosur (Remy Vandamme, 2.v.li) geplant und durchgeführt. Unterstützung gab es von den lokalen Imkerei-Kooperativen Maya Vinic und Mieles del Sur, den Kontrollstellen Certimex und IMO, sowie den Dachverbänden Apimondia, IFOAM und Repräsentanten der mexikanischen Regierung

Ende März 2012 fand in Mexiko die zweite internationale Bioimkerei-Konferenz unter Mitwirkung des FiBL statt. Die erste Weltkonferenz für Bioimkerei war 2010 in Bulgarien.

Die einwöchige Folgekonferenz (www.ecosur.mx/abejas) wurde nun vom 19. bis 25. März 2012 in San Cristóbal de Las Casas, Chiapas, Mexiko veranstaltet.

Die Organisatoren waren FiBL, Naturland (www.naturland.de) und Ecosur (www.ecosur.mx), sowie verschiedene mexikanische Bioinstitutionen und -verbände. Die Veranstaltung hat die Erwartungen weit übertroffen, es nahmen 70 Imkerei-Organisationen teil, insgesamt waren es 500 Personen aus Amerika, Europa, Afrika und Asien.

In den ersten drei Tagen fanden neun Weiterbildungskurse statt, so z.B. zu den Richtlinien-Anforderungen der Bioimkerei oder zu den Hygieneanforderungen bei der Honigerzeugung und -verarbeitung, aber auch zu Themen wie der biologisch-dynamischen Bienenhaltung oder dem Aufbau eines Sozialprojektes in Imkerei-Kooperativen.

Um den Praxisbezug herzustellen wurden Exkursionen zu den engagierten Kooperativen Maya Vinic und Mieles del Sur angeboten. Diese indigenen Biokleinimkergruppen ermöglichten einen Einblick in ihre imkerliche Praxis und in ihre Sitten und Gebräuche. Die Kurse zählten ungefähr 200 Teilnehmer und waren durch einen sehr lebendigen Meinungsaustausch charakterisiert.

Die eigentliche Konferenz wurde an den darauffolgenden drei Tagen in einem schönen kolonialen Gebäudekomplex der historischen Altstadt veranstaltet. Der Auftakt machte ein traditionelles Gebet der indigenen Mayas vom Stamm der Tsotsiles. Es folgten die Begrüssungsworte des Organisationsteams (Ecosur, FiBL, Naturland), von Pedro Álvarez-Icaza (Conabio - Nationale Biodiversitäts- Kommission) und von Gilles Ratia (Apimondia). Dann wurden 60 Vorträge zu den verschiedensten Themen rund um die Bioimkerei gehalten, so z.B. zu Betriebsmanagement, Bienengesundheit und Honigqualität.

Das Publikum hatte die Möglichkeit Fragen zu den Erfahrungs- und Forschungsberichten zu stellen. Aufgelockert wurden die Vortragsreihen durch fünf interessante Videos, u.a. zur Imkerei in Mangroven- und Kaffeeanbau-Regionen oder zur Imkerei mit stachellosen Wildbienen (Meliponini).

Ein zentrales Thema der Konferenz war die Bedrohung der Imkerei durch die Agro-Gentechnik. Europa ist der wichtigste Importeur für lateinamerikanischen Honig. Der Europäische Gerichtshof hat vergangenes Jahr entschieden, dass konventioneller Honig, der Pollen von nicht zugelassenen gentechnisch veränderten Organismen (GVO) enthält, nicht verkehrsfähig ist. Erst recht für ökologischen Honig gilt die Nulltoleranz bei GVO im Honig. Die von der der Agro-Gentechnik ausgelösten Probleme wurden in einem Vortragsblock, einer anschliessenden Podiumsdiskussionsrunde und einer Pressekonferenz analysiert.

Die mexikanischen Imkerei-Organisationen forderten in einem Protestbrief an die mexikanische Regierung ein zehnjähriges Anbau-Moratorium für Gen-Soja und Gen-Mais.

Ein weiteres wichtiges Konferenzthema, dass für einen rege Diskussion mit der mexikanischen Landwirtschaftsbehörde (SAGARPA-SENASICA) sorgte, waren die von der EU geforderten Qualitäts- und Hygieneanforderungen bei Honigernte und -verarbeitung. Honigexportierende Länder wie Mexiko müssen diese Vorgaben einhalten. Doch nach Ansicht vieler Imkerei-Organisationen sind die Auflagen der mexikanischen Landwirtschaftsbehörde strenger als die der EU, was insbesondere Kleinimker-Kooperativen die Exportmöglichkeiten erschwert.

Die mexikanischen Bioimker forderten deshalb die staatliche Behörde auf, die Umsetzung der EU-Vorgaben flexibler zu gestalten. Dabei wurden beispielhaft andere honigexportierende Länder wie Argentinien und Nicaragua genannt, die nicht von extremen nationalen Anforderungen beeinträchtigt werden.

Parallel zur Konferenz fand eine Messe zur ökologischen Imkerei statt. Auf den 30 nationalen und internationalen Messeständen wurden Honige, Imkereiausrüstung und -zubehör ausgestellt, sowie Qualitäts-, Kontroll-, Zertifizierungs- und Finanzierungsservice angeboten. Die Messe war für die Öffentlichkeit zugänglich und weckte grosses Interesse bei den Kongressteilnehmern und bei den Personen, die mehr zur Bienenhaltung und zu den Bienenprodukten erfahren wollten.

Der Honig-Wettbewerb sorgte mit 29 Proben aus verschiedenen Ländern für viel Begeisterung. Die Jury unter dem Vorsitz der italienischen Expertin Lucia Piana vergab den ersten Preis an die Kooperative Maya Vinic; auf Platz zwei und drei folgten die Biohonige von Mieles del Sur und FiBL-Schweiz.

Das schmackhafte Essen für die drei Konferenztage wurde von der regionalen Frauengruppe „Mujeres y Maíz“ zubereitet. Die traditionell zubereiteten Speisen basierten auf Maisprodukten von einheimischen und ökologisch angebauten Landrassen. Nach dem Essen und in den Konferenzpausen versorgten Café Museo Café und Maya Vinic die Teilnehmer mit Öko- und Fairtrade Kaffee.

Die nächsten Weltkonferenzen für Bioimkerei werden 2014 in Italien von der Kooperative Conapi und 2016 in Argentinien von der Kooperative Coopsol organisiert. FiBL, Naturland, Ecosur, IFOAM und Apimondia werden die Konferenzen weiterhin unterstützen und koordinieren.

Die Konferenz 2012 war ein grosser Erfolg und auch die Organisatoren der Folgekonferenzen werden sicherlich mit viel Herz und Energie die Herausforderungen meistern.

Text: Remy Vandame und Luis Mondragon, Peter Gänz (Naturland), Salvador V. Garibay (FiBL)

Weitere Informationen

Konferenzwebsite

www.ecosur.mx/abejas

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