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Speisefische: Aktuelle Studie zu Betäubungs- und Schlachtmethoden

Im Auftrag der Bio Suisse hat das FiBL eine Literaturstudie erstellt, die das aktuelle Wissen zum Thema Tötung und Schlachtung von Speisefischen und die physiologischen Grundlagen der Schmerzwahrnehmung bei Fischen zusammenfasst und bewertet.

Hier die wichtigsten Ergebnisse:

Die Schmerzrezeption durch Sensoren in der Haut und die Schmerzwahrnehmung im Gehirn kann auf Grund neuer Erkenntnisse auch bei Fischen als gesichert angesehen werden. Auf Grund eines abweichenden Aufbaus des Fischhirns im Vergleich zum Säugetierhirn wurde Fischen die Fähigkeit der Schmerzwahrnehmung bisher oft nicht zuerkannt. Inzwischen ist klar, dass Fische sowohl über freie Nervenenden in der Haut, als auch über Gehirnstrukturen verfügen, die Schmerzempfindung und –Wahrnehmung ermöglichen und Fische somit leidensfähig machen.

Unter diesen Gesichtspunkten ist die Praxis der Betäubung, Tötung und Schlachtung von Fischen neu zu bewerten. Viele gängige Methoden sind eindeutig nicht mit dem Tierschutz zu vereinbaren. Dies trifft vor allem auf das Erstickenlassen von Fischen auf dem Trockenen oder auf Eis zu. Ebenso ist das Töten im Eisbad nur für tropische Fische akzeptabel, nicht jedoch für Fische aus gemässigten und kalten Zonen, also Mittelmeer-, Atlantikfische und europäische oder nordamerikanische Süsswasserfische. Die Betäubung mit Kohlendioxid ist ebenso inakzeptabel, da sie gleichfalls Erstickungssymptome und Panik bei den Tieren auslöst, bevor diese das Bewusstsein verlieren.

Betäubung und Tötung mit Strom oder mechanischen (Schlag-)Verfahren sind dagegen für viele Fischarten geeignet, vorausgesetzt sie werden richtig angewendet. Bei einigen Arten scheinen kombinierte Verfahren erforderlich zu sein, z.B. Strom und Eisbad bei Afrikanischen Welsen oder unterschiedliche Stromstösse und Stickstoffeinleitung in das Wasser bei Aalen.

Der Einsatz von Betäubungsmitteln auf Nelkenölbasis zur Tötung oder Schlachtungsvorbereitung ist gesetzlich in Europa für Speisefische ebenso wenig erlaubt, wie dies generell für den Einsatz von Anästhetika zur Schlachtung der Fall ist. Hinsichtlich der sehr schonenden Wirkungsweise und einfachen Anwendbarkeit ist dies bedauerlich.

Auf die Produktqualität haben Verfahren, die langsam zum Tode führen und mit starkem Stress (Panik, Schmerzen) verbunden sind, in den allermeisten Fällen negative Auswirkungen. Eine Ausnahme sind offenbar das Erstickenlassen auf Eis und die Eisbadmethode.

Der Verfasser der Studie kommt zum Schluss, dass lediglich elektrische und mechanische Methoden akzeptabel sind; für tropische Arten allenfalls auch Temperaturschocks mittels Eiswasser. Beide Verfahren sind längst noch nicht für alle beliebten Speisefischarten entwickelt. Es besteht teils noch erheblicher Forschungs- und Entwicklungsbedarf.

Weiterführende Informationen

Kontaktperson am FiBL: Andreas Stamer

Literaturstudie "Betäubungs- und Schlachtmethoden für Speisefische" in Organic Eprints

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