Kurz nach 9 Uhr eröffneten Jürn Sanders vom FiBL und Urs Brändli von Bio Suisse den Anlass mit kurzen Referaten. "Das Glück der Tüchtigen" sei dem Organisationskomitee hold, sagte der FiBL Geschäftsleitungsvorsitzende bezüglich des Wetters und zeigte sich sehr erfreut über die Präsenz des Anlasses auf dem FiBL Hof. Er bedankte sich bei dessen Pächter Pascal Nägele, bei den Co-Organisator*innen von Bio Suisse, Bio Aargau und dem LBBZ Liebegg sowie den Sponsoren Coop, Bioinspecta und Swisslos des Kanton Aargau
"Wir am FiBL machen Forschung zusammen mit der Praxis und für die Praxis", so Jürn Sanders, "in ganz besonderer Weise ist unsere Arbeit darauf ausgerichtet, mit Forschung und Beratung eine Wirkung zu erzielen." Der Bioviehtag sei in diesem Zusammenhang eine wunderbare Gelegenheit, in den Austausch zu kommen, neue Forschungsergebnisse zu präsentieren und mit der Praxis zu diskutieren.
"Optimale, nicht maximale Erträge"
Urs Brändli, Präsident vom Bioverband Bio Suisse, begrüsste die Bäuerinnen und Bauern, "ob Bio, nicht-Bio oder noch-nicht-Bio". Er zitierte eine Analyse der "Bauernzeitung", die vergangene Woche schon im Titel das Entscheidende gesagt habe: "Wir haben nicht zu viele Kühe – wir haben nur die falschen". Die Knospe (das Label von Bio Suisse, Anm. d. Red.) stehe seit über 40 Jahren für ressourcen- und umweltschonende Produktion. "Wir streben nicht nach maximalen, sondern nach optimalen Erträgen», so Urs Brändli. Bezogen auf die Tierhaltung bedeute dies: "tiergerecht mit regelmässigem Auslauf, sowie einer standortangepassten Fütterung."
Für die Besichtigung dieser Ansätze bot sich am Bioviehtag reichlich Gelegenheit. Der Fokus an den 14 Themenposten direkt auf dem Feld und im Stall lag dieses Jahr auf der Rindvieh-, Geflügel-, Kleinwiederkäuer- und Schweinehaltung. Zusätzlich fanden am Nachmittag Kurzreferate zu Erfahrungen und Erkenntnissen aus der Praxis und Forschung statt, die sehr gut besucht waren. Der grösste Versammlungsraum am FiBL war praktisch bis auf den letzten Platz gefüllt, inklusive Stehplätze. Dort informierten Forschende von FiBL und Agroscope sowie eine Geflügelzucht-Verantwortliche der Firma ÖTZ (Ökologische Tierzucht gGmbH).
14 Themenposten zu aktuellen Themen
Gross war das Interesse am Themenposten "Klimaresilienz im Futterbau" – angesichts der immer extremeren Wettereinflüsse wenig überraschend, wie Bio Suisse in einer Mitteilung schreibt. Sie zitiert einen zentralen Ratschlag des Futterbauexperten Herbert Schmid: "Nicht alles auf eine Karte setzen und sich im Kunst- wie im Naturfutterbau breit abstützen."
Das Konzept Agroforst erlebe in der Tierhaltung eine Renaissance, heisst es in der Mitteilung. "Futterhecken für Wiederkäuer" sei am Bioviehtag daher einer der viel besuchten Themenposten gewesen. Eine Erkenntnis für die Besucher*innen: Entscheidend für Ertrag und Nutzen ist die durchdachte Anlage, Pflege und Bewirtschaftung von Futterhecken und -bäumen. Auf dem Weg von Posten zu Posten, am Mittagstisch und im eigens herantransportierten Backhüsli von Bio Aargau bot sich reichlich Gelegenheit für einen Schwatz oder einfach eine kurze Begrüssung mit alten Bekannten oder neuen Gesichtern.
Medienanlass zum Faktenblatt "Kuh & Klima"
Im Rahmen des Bioviehtags führten Bio Suisse und FiBL auch einen gemeinsamen Medienanlass durch. Im Zentrum stand dabei das neue Faktenblatt "Kuh & Klima" der beiden Organisationen. Es liefert Fakten für eine hitzige Diskussion: Ist die Kuh Klimakillerin oder ein wichtiger Bestandteil natürlicher Kreisläufe?
Zum Auftakt beschrieb Jasmin Hufschmid von Bio Suisse die Aktivitäten der Organisation in Sachen Klimaanpassung und Klimaschutz. Sie erläuterte die Vorgeschichte des Faktenblatts, dieses sei entstanden, um namentlich den Biolandwirt*innen Fakten zu liefern, mit denen sie sich in die Diskussion einbringen können.
Co-Autor Florian Leiber vom FiBL beschrieb das Thema als "so komplex wie widersprüchlich". Es gebe ein eigentliches Nachhaltigkeits-Dilemma, das für Konflikte sorge: "Feed no Food" gegen "Netto Null". Er betonte, dass das Dauergrünland Basis der nationalen Selbstversorgung sei und dass dieses nur über Wiederkäuer erhalten werden könne.
Auch Landwirt Simon Schönholzer betonte die Bedeutung der Kuh. Von seinen 25 Hektaren landwirtschaftlicher Nutzfläche sind 21 Hektaren mit Grünland belegt, er verfüttert kein Kraftfutter und bedient sich stattdessen an Nebenprodukten wie Rübenschnitzel, um die eiweissreiche Ration mit Energie auszugleichen.
Sozialer Austausch kam nicht zu kurz
Im Ausstellungsbereich präsentierten sich verschiedenste Partnerorganisationen aus der ganzen Branche und ergänzten so das reichhaltige Informationsangebot. Laut der Mitteilung von Bio Suisse haben rund 350 Besucher*innen am Anlass teilgenommen. Damit lag die Zahl der Besuchenden leicht unter den Erwartungen. Möglicherweise war das Wetter doch fast eine Spur zu gut und bot vielen Produzent*innen Gelegenheit für letzte Herbstarbeiten bei trockenem Wetter.
Christoph Notz vom FiBL und Co-Leiter des Organisationskomitees zog zum Abschluss der Veranstaltung ein positives Fazit. Es sei organisatorisch alles rund gelaufen und die Feedbacks seien positiv gewesen. Die Ziele des Bioviehtags seien erreicht worden. Er solle eine Plattform bieten für Innovationen aus Forschung und Praxis. Gleichzeitig sei auch der soziale Austausch nicht zu kurz gekommen.
Die nächste Ausgabe des Bio-Viehtags findet 2027 statt.
Autor: Adrian Krebs, FiBL
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bioviehtag.org: Website des Bio-Viehtags





