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Milcherzeugung zwischen Skyrun und Nachhaltigkeit

Titelbild Freilandtagung

Wissenschaftliche Empfehlungen bei der 17. FREILAND-Tagung: Tierhaltungssysteme müssen hinsichtlich ihrer Umweltwirkungen kontinuierlich optimiert werden

(Wien, 04.10.2010) „Von Herausforderungen zu Lösungsansätzen – Wege zu einer zukunftsfähigen Tierhaltung“ war das Generalthema der 17. FREILAND-Tagung, die Ende September an der Veterinärmedizinischen Universität Wien stattgefunden hat. Mit 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus fünf Nationen bestätigte die FREILAND-Tagung ihren Rang als führende angewandte Tierhaltungsfachtagung im deutschsprachigen Raum. Auch dieses Jahr ließen Expertinnen und Experten mit neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen aufhorchen.

Hohe Produktionseffizienz auf Basis einer Grundfutter betonten Nährstoffversorgung

Wilhelm Knaus von der Universität für Bodenkultur verglich in seinem Vortrag den Hochleistungszwang in der Milcherzeugung mit dem schmalen Grat eines Skyruns: „In den Sieben- und Achttausendern ist nicht nur die Luft sehr dünn, es lauern auch mannigfache Gefahren: Eis- und Steinschlag - ein Schritt daneben und der Skyrun endet tragisch. Es ist einigen wenigen Hochleistungssportlern vorbehalten, diese Extremleistungen gut zu meistern. Analog dazu gibt es nur ganz wenige Kühe, aber auch Tierhalterinnen und Tierhalter, die mit den engen Grenzen einer Hochleistungstierhaltung längerfristig zurecht kommen.“ Der Lösungsansatz des Nutztierwissenschafters: „Aus ökologischen, ethischen und langfristig ökonomischen Gründen ist die Neuausrichtung der Milchkuhhaltung hin zu einer hohen Produktionseffizienz auf Basis einer Grundfutter betonten Nährstoffversorgung unumgänglich. Neben dem genetischen Potenzial der Kühe hohe Dauerleistungen zu erbringen, wird das Grundfutter-Aufnahmevermögen entscheidend für die Realisierung dieser Leistungen sein.“

Umfassende Systemanalyse zu Treibhausgasemissionen der Milcherzeugung

Zu einem ähnlichen Schluss, wenn auch von einer ganz anderen Blickrichtung, kam Stefan Hörtenhuber vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL Österreich). Die Ausgangslage für seine Dissertationsarbeit an der Universität für Bodenkultur war folgende: „Rinderhaltung wird in den Medien und der öffentlichen Diskussion immer wieder als außerordentlich klimaschädlich dargestellt. Besonders eine extensive Rinderhaltung kommt oft schlecht weg, was mit geringer Einzeltierleistung und vermehrter Bildung von Methan durch hohe Grundfutteranteile in der Ration begründet wird. Eine umfassende Systembewertung zeichnet allerdings ein anderes Bild.“

Hörtenhuber hat in seiner Arbeit den Versuch unternommen, Treibhausgasemissionen (THGE) der Rinderhaltung am Beispiel der Milcherzeugung unter österreichischen Verhältnissen umfassend zu bewerten. Neben einer regionalen Differenzierung (von alpinen Lagen über Hügelland bis zum Flachland) hat er im Rahmen einer umfassenden Systembewertung biologische und konventionelle Produktionsmethoden verglichen, um (a) Aussagen über die Treibhausgasbilanzen österreichischer Milchproduktionssysteme zu treffen und (b) Minderungsstrategien dafür abzuleiten.

1 kg österreichische Rohmilch = ca. 1 kg CO2-eq

Die drei wichtigsten Treibhausgase Methan (CH4), Lachgas (N2O) und Kohlendioxid (CO2) wurden dabei bewertet und in CO2-Äquivalente (CO2-eq) zusammengeführt. Für die Milcherzeugung wurden nach dem Ansatz der Lebenszyklus-Analyse folgende Quellen für die Modellberechnungen bewertet: Enterogene Fermentation (CH4), Wirtschaftsdünger (CH4, N2O), bodenbürtiges Lachgas (N2O), Energieverbrauch (CO2-eq), Landnutzungsänderungen und Änderungen des Kohlenstoffgehalts im Boden (CO2-eq) sowie Aufzuchtphase und Koppelprodukte (z. B. Fleisch) (CO2-eq).
Die Ergebnisse der umfassenden Systembewertung zeigen eindeutige Vorteile für biologische Milcherzeugungssysteme, vor allem weil diese deutlich weniger mit THGE behaftete externe Produktionsmittel in Anspruch nehmen. 

Bio-Milchviehhaltung ist aus Sicht des Klimaschutzes besser

Aus Sicht des Klimaschutzes können biologische Produktionssysteme bei gleicher Lebensleistung aufgrund der geringeren gesamten THGE eine über    11 % geringere Milchleistung pro Lebenstag gegenüber konventionellen Systemen aufweisen, ohne hinsichtlich der THGE pro kg Milch schlechter zu bilanzieren.
Weiters empfahl Hörtenhuber die Analyse der Nachhaltigkeit von Milcherzeugungssystemen nicht nur auf Emission von Treibhausgasen zu reduzieren. „Vielmehr sollten auch andere Bereiche ökologischer und sozial-ethischer Nachhaltigkeit bewertet werden. Extensive und biologische Produktionssysteme weisen hier eine Reihe weiterer Vorteile auf.“

Bio-Tierhaltung ist die modernste Art der Tierhaltung

„Die Vorträge der 17. FREILAND-Tagung haben einmal mehr aufgezeigt, dass das Streben nach „schneller, höher und weiter“ in der Nutztierhaltung hinsichtlich fast aller Nachhaltigkeitsparameter in eine Sackgasse führen", so Tagungsleiter Reinhard Geßl. „Die Biologische Landwirtschaft ist eine Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts und bietet für die meisten der aktuellen tierhalterischen Herausforderungen zukunftsfähige Lösungsstrategien. Die 17. FREILAND-Tagung hat der forcierten Forschung und Umsetzung einer ökologisch-tiergerechten Tierhaltung in Österreich einen kräftigen Impuls gegeben.“

Tagungsband zur 17. FREILAND-Tagung jetzt erhältlich

Bestellung des 68seitigen Tagungsbandes zur 17. FREILAND-Tagung: Von Herausforderungen zu Lösungsansätzen! Wege zu einer zukunftsfähigen Tierhaltung, EUR 14,- zzgl. Versandspesen unter Reinhard Geßl
Tel.: +43 (0)1 9076313-35
Mobil: +43 (0)676 4059098

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