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Forschungsprojekt ProYoungStock: Kuhgebundene Kälberaufzucht

Kuh mit Kalb auf der Wiese.

Das Projekt untersuchte, welche Auswirkungen die Kuh-Kalb-Beziehung auf das Verhalten, die Gesundheit und die Leistung der Kälber und auf die Leistung und die Gesundheit der Kühe hat. (Foto: FiBL, Claudia Schneider)

Im Projekt ProYoungStock wurde untersucht, welche Auswirkungen die Kuh-Kalb-Beziehung auf die Tiere hat. Das FiBL Schweiz übernahm die Projektkoordination.

In der Milchviehhaltung werden Kälber üblicherweise bereits in den ersten Lebenstagen von ihren Müttern getrennt und dann über Tränkeeimer oder Tränkeautomaten mit Kuhmilch gefüttert. Das vom FiBL Schweiz koordinierte Forschungsprojekt ProYoungStock (PYS) verglich Kälber, die mit ihren Müttern, die zusätzlich auch gemolken werden oder mit Ammenkühen aufgezogen wurden mit Kälbern, die an Tränkeeimern oder Tränkeautomaten gefüttert wurden. Das Projekt untersuchte, welche Auswirkungen die Kuh-Kalb-Beziehung auf das Verhalten, die Gesundheit und die Leistung der Kälber und auf die Leistung und die Gesundheit der Kühe hat. Verschiedene Methoden der kuhgebundenen Kälberaufzucht wurden in fünf europäischen Ländern bezüglich Praktikabilität und Wirtschaftlichkeit untersucht und Landwirtinnen und Landwirte nach ihren Motiven und Herausforderungen in Bezug auf kuhgebundene Kälberaufzucht befragt.

Die Ergebnisse der verschiedenen Studien zeigten, dass Kälber besser wuchsen, wenn sie mehrstündigen oder ganztägigen Kuhkontakt hatten. Kälber mit Kuhkontakt zeigten wesentlich seltener die Verhaltensstörung des gegenseitigen Besaugens, was deutlich auf ein besseres Tierwohl bei kuhgebundener Aufzucht hinweist. Bezüglich Kälbergesundheit und Kuhgesundheit gab es keine deutlichen Unterschiede. Aber die Fruchtbarkeit von Jungkühen wurde verbessert, wenn sie ihr Kalb selber aufziehen konnten.

Zudem zeigte sich, dass die Proteingehalte der Milch der säugenden Kühe eher höher waren, die Fettgehalte jedoch meistens niedriger als bei den Kühen ohne Kalb. Die Kühe mit einem Kalb produzierten 21 % bis 43 % weniger Milch für den Verkauf. Als bestes System bezüglich Wirtschaftlichkeit, Praktikabilität und Tierwohl kristallisierte sich ein Kuh-Kalb-Kontakt von 6 bis 9 Stunden pro Tag heraus.

Forschungsziel: Förderung der kuhgebundenen Kälberaufzucht in mehreren Ländern Europas – FiBL Plattform für Wissensaufbau und -vermittlung zum Projekt PYS

Als Motive für eine kuhgebundene Kälberaufzucht und -mast nannten befragte Landwirtinnen und Landwirte, in erster Linie das Tierwohl, aber auch geringere Arbeitsbelastung beim Kälberfüttern und die Erfüllung von Konsumentenwünschen. Die grössten Herausforderungen sind der Stress beim Absetzen der Kälber von ihrer Mutter im Alter von 4 bis 5 Monaten (natürlicherweise würde dies erst mit 8 bis 9 Monaten stattfinden) und die teilweise unüblichen Milchgehalte in der verkauften Milch. Zu diesen Themen kreierten die Forscherinnen und Forscher zwei Kurzmerkblätter für die Praxis und veröffentlichten zudem ausführliche Merkblätter zur mutter- und ammengebundenen Kälberaufzucht in fünf Sprachen. Weiter konnten sich Praktikerinnen und Praktiker in zahlreichen (Online-)Seminaren zu diesem Thema austauschen und einander gegenseitig beraten. Das rege Interesse an diesen Veranstaltungen lässt hoffen, dass die kuhgebundene Kälberaufzucht in der Milchviehhaltung in Europa zunehmen wird und die so erzeugten Produkte zunehmend mit eigenen Labels vermarktet werden können.

Der – heute noch übliche – Verkauf von (Bio-)Kälbern im Alter von 3 bis 4 Wochen an Mastbetriebe soll in Zukunft weitgehend vermieden werden, weil diese Jungtiere fast immer erkranken. Die mutter- oder ammengebundene Kälbermast auf dem Geburtsbetrieb oder auf einem Partnerbetrieb sind gute Alternativen dafür, die laut FiBL Expertinnen und Experten ausgebaut werden sollten. Das FiBL unterstützt die Praxis in diesem Bereich auch weiterhin und bietet interessierten Betrieben Beratung bei der Umstellung ihrer Kälberaufzucht/Kälbermast an und leistet so einen wichtigen Beitrag zur artgerechten Tierhaltung. Ein kürzlich publiziertes Paper aus dem Projekt (siehe unten) zeigt Ergebnisse der FiBL Versuche zu Effekten von Eimertränke versus muttergebundener Aufzucht bei zwei Mal täglichem Kontakt auf Verhalten und Gesundheit beim Kalb und Immunparameter in Kuhmilch.

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