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"Das FiBL in Frankreich spielt eine wichtige Rolle in der angewandten Forschung"

Florence Arsonneau.

Florence Arsonneau, Direktorin des FiBL in Frankreich. (Foto: FiBL, Claire Berbain)

Das FiBL näher kennenlernen: Von September bis Dezember 2025 veröffentlicht das Bioaktuell-Magazin eine Reihe von Porträts, um das FiBL in Deutschland, Österreich, Frankreich und das ÖMKi in Ungarn vorzustellen. Ergänzend zu diesen Vorstellungen werden auf FiBL.org Gespräche mit den Leitenden geführt, um mehr über ihre Arbeit, die Ziele und die Zusammenarbeit innerhalb der FiBL Gruppe zu erfahren. Dieses Mal mit Florence Arsonneau, Leiterin des FiBL in Frankreich.

Claire Berbain: Wie hat sich das FiBL in Frankreich in den letzten zehn Jahren entwickelt?

Florence Arsonneau: Unsere Entstehung und Geschichte sind eng mit der Region des Drôme-Tals verbunden. Die Entstehung des Biovallée war für das FiBL in Frankreich ein echtes Sprungbrett. Das Projekt zielt darauf ab, die Region zu einem Vorzeigegebiet in Sachen Erhaltung der natürlichen Ressourcen, Energieautarkie, Mobilität, landwirtschaftliche Praktiken und Ernährungsgewohnheiten zu machen. Dank des politischen Willens, wissenschaftliche Kompetenzen auf regionaler Ebene zu nutzen, ist das FiBL in Frankreich für den Biolandbau im Drôme-Tal unverzichtbar geworden. Die besondere Verbindung zur Region stärkte auch von Beginn weg unsere Beziehung zur landwirtschaftlichen Praxis. Darüber hinaus haben wir unsere Aktivitäten in den letzten zehn Jahren inhaltlich ausgeweitet: Nachdem wir unsere Forschungen mit einer Gruppe innovativer Ziegenhalter begonnen hatten, haben wir nun Fachwissen in den Bereichen Bodenkunde, Tierproduktion, Aroma- und Heilpflanzen sowie Agroforstwirtschaft aufgebaut. Unser Aktionsradius erstreckt sich nun über den gesamten Südosten Frankreichs.

Was macht das FiBL in Frankreich aus?

Wir vertreten einen systemischen Ansatz und suchen interdisziplinäre Zusammenarbeit. Unsere Kompetenzen sind in erster Linie wissenschaftlicher Natur: Unsere Aufgabe ist es, zu forschen, zu publizieren und Fachwissen zu verbreiten.  Unser Ziel ist es, Wissen zugänglich zu machen, indem wir unsere Forschung stets in einen Kontext stellen. Es kommt nicht in Frage, sich darauf zu beschränken, Wissen zu schaffen, ohne es mit den praktischen Anforderungen in Verbindung zu bringen. Zu unserer Teamkultur gehört auch eine ausgeprägte Innovationsfähigkeit. Beispielsweise sind wir an der Einrichtung eines der ersten Reallabore zum Thema Bodengesundheit auf EU-Ebene beteiligt. Ein wesentlicher Teil unserer Mission bleibt aber die Begleitung der Branche in ihrer Entwicklung und die Vernetzung aller Akteure etwa in der Saatgutproduktion, in der landwirtschaftlichen Technik und Dienstleistung.

Bei welchen Aktivitäten arbeitet ihr mit den anderen FiBL zusammen?

Unsere Forschungsaktivitäten erstrecken sich über den südöstlichen Teil Frankreichs und damit über das Rhonetal, dessen Fluss in der Schweiz entspringt. Die geographische Lage verbindet und macht die Zusammenarbeit vor allem mit dem Departement FiBL Westschweiz unverzichtbar. Unsere Teams sind von vergleichbarer Grösse und haben eine ähnliche Geschichte. Zudem spielen wir beide eine sehr wichtige Rolle in unseren jeweiligen Regionen.

Stagnierende Biomärkte, nachlassende Unterstützung durch die Politik: Wie bahnt sich das FiBL in Frankreich seinen Weg unter diesen Voraussetzungen?

Als landwirtschaftliches Bioforschungsinstitut in Frankreich sehen wir uns in der Tat mit einer harten Realität konfrontiert: Die derzeitigen finanziellen Mittel für die Forschung werden zwar beibehalten, allerdings bewerben sich mittlerweile mehr Forschungsstellen dafür, weil anderswo Gelder gekürzt werden. Wir müssen daher eng mit allen Akteuren des Biosektors in Frankreich zusammenarbeiten, seien es Erzeugergemeinschaften, technische Institute oder nationale und regionale Verbände. Und wir müssen zusammenhalten. Nach wie vor haben wir aber eine starke Stellung in der angewandten Forschung des Biolandbaus. Unsere Forschung auf dem Bauernhof und unsere Interdisziplinarität unterscheiden uns deutlich von Instituten, die Grundlagenforschung betreiben, welche spezialisierter, aber weiter von der Praxis entfernt ist.

Wie beeinflusst der Klimafaktor die Arbeit des FiBL in Frankreich?

Er bestimmt unseren Alltag und steht hinter all unseren Forschungsprojekten: Wie kann der Futtermittelmangel für Schaf-, Rinder- und Ziegenherden ausgeglichen werden, wie lassen sich Obstbau und Wassermangel miteinander vereinbaren, wie können Böden widerstandsfähiger gegen Dürren werden und so weiter. Es ist offensichtlich, dass wir hier in der Drôme mit Problemen konfrontiert sind, die in naher Zukunft auch auf die Schweiz zukommen werden.  Darüber hinaus sind wir in unserer Gegend sowohl geografisch als auch klimatisch das Tor zum Mittelmeerraum, der selbst mit der Bekämpfung der Wüstenbildung zu kämpfen hat. Marokko, Tunesien, Türkei: Das FiBL in Frankreich arbeitet im Rahmen von Forschungsprojekten eng mit diesen Ländern zusammen. Wir befinden uns in einer klimatischen Kontinuität, denn was Nordafrika heute erlebt, erwartet uns in Europa morgen.

Interview: Claire Berbain, FiBL

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Claire Berbain

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fibl.org: FiBL in Frankreich