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Bio im Krieg – Ukraine bleibt wichtiges Exportland

Eine Gruppe von Frauen an einem Ukraine-Stand.

FiBL Marktexpertin Natalie Prokopchuk (Dritte von rechts) berät ukrainische Exporteurinnen und Exporteure während der internationalen Handelsmesse Gulfood 2025 in Dubai. (Foto: Entrepreneurship and Export Promotion Office EEPO Ukraine)

Verschiedene Menschen an einem Ukraine-Stand.

Das FiBL Team unterstützte im Jahr 2024 Bioproduzentinnen und Bioproduzenten bei der Lancierung ihrer Produkte im ukrainischen Supermarkt Silpo. (Foto: Quality Food Trade Program (QFTP), Anastasiia Pivniuk)

Eine Frau vor Haselnusssträuchern.

Nina Smyrnova von "Nuts’N’Garden" produziert in der Region von Bila Zerkwa, 80 Kilometer südwestlich von Kiew, Biohaselnüsse für den Export. (Foto: Nina Smyrnova)

Aufgrund des Kriegs sind die Bedingungen für Produzierende in der Ukraine seit 2022 sehr schwierig geworden. Trotzdem – oder gerade deshalb – berät das FiBL die Betriebe weiterhin in agronomischen Fragen und unterstützt sie auf der Suche nach neuen Absatzkanälen.

Seit rund zwanzig Jahren unterstützt das FiBL ukrainische Produzentinnen und Produzenten bei der Umstellung auf Bio und der Vermarktung ihrer Produkte. In dieser Zeit hat sich die Biofläche von 164 000 auf 470 000 Hektaren fast verdreifacht – nicht zuletzt dank der Unterstützung eines FiBL Projektes. Dieses Projekt hat auch dabei mitgeholfen, dass Ende 2023 genau 383 zertifizierte ukrainische Biolandwirtschaftsbetriebe registriert waren. Die Ukraine konnte sich damit als verlässliche internationale Handelspartnerin für Bioprodukte auch in schwierigen Zeiten positionieren.

Biogesetz – mitten im Krieg

Die gute Neuigkeit zuerst: Die Ukraine hat 2024 ihre nationale Biogesetzgebung umgesetzt. Sie ist nun mit der EU- und der Schweizer Gesetzgebung kompatibel. Für die Ukraine erleichtert das die Verhandlungen mit der Europäischen Union.

Weitere Meilensteine in den Jahren 2023 und 2024 waren die Einführung des staatlichen Registers für Biozertifizierungsstellen und Biolandwirtschaftsbetriebe sowie das nationale Logo für biologisch erzeugte Produkte. Das FiBL hat die Ausarbeitung der Biogesetzgebung fachlich unterstützt und den Ideenwettbewerb für das Logo begleitet.

Finanzhilfe für mehr Widerstandskraft

Im Rahmen des durch das SECO geförderten Projekts konnte das FiBL Ende 2024 rund vierzig Biobetriebe, die Hälfte davon durch Frauen geführt, mit einem Nothilfekredit von insgesamt 90 000 Franken unterstützen. Die Unterstützung zielt vor allem auf die Produktqualität und verbesserte Verpackungen ab. Das ist ein wichtiger Beitrag zur Verbesserung der Widerstands- und Anpassungsfähigkeit der Biobetriebe. Zudem fördern die Massnahmen eine gesunde Ernährung, auch in Kriegszeiten.

Trotz Krieg fünftgrösste Bioexporteurin

Ungeachtet des Krieges war die Ukraine 2024 die drittgrösste Exporteurin von Bioprodukten in die EU. Die Ukraine produziert und exportiert weiterhin auf hohem Niveau. Derzeit unterstützt das FiBL die ukrainischen Bioproduzentinnen und Bioproduzenten verstärkt im Bereich Export. Dazu gehört ihre Teilnahme an internationalen Handelsmessen, insbesondere der Biofach in Nürnberg, der Anuga in Köln, der Sial in Paris und der Gulfood in Dubai. So können die ukrainischen Biobetriebe ihre Produkte einem internationalen Publikum präsentieren, den Kontakt mit bestehenden Abnehmern pflegen und neue Märkte erschliessen.

Es mangelt an Arbeitskräften

Zu den grössten Herausforderungen für die ukrainische Biolandwirtschaft gehören die kriegsbedingt fehlenden Arbeitskräfte in der Produktion und der Verarbeitung. Auch die beschädigte Infrastruktur (Stromausfälle, ramponierte oder unterbrochene Transportwege usw.) und eine Kostenexplosion schaffen enorme Schwierigkeiten.

Kaufkraft und Umsatz nehmen ab

Ende 2021, kurz vor Beginn des russischen Angriffskriegs, betrug der Umsatz mit biologischen Produkten auf dem ukrainischen Heimmarkt rund 33 Millionen US-Dollar. Aufgrund der Kriegssituation ist der Umsatz stark zurückgegangen. Wesentliche Gründe hierfür sind der migrationsbedingte Bevölkerungsrückgang und die stark gesunkene Kaufkraft der ukrainischen Bevölkerung, die im Jahr 2024 ganze 85 Prozent unter dem EU-Durchschnitt lag.

Das Exportvolumen von Bioprodukten ist zwischen 2021 (261 000 Tonnen) und 2023 (198 000 Tonnen) um fast 25 Prozent eingebrochen. Wertmässig beträgt der Rückgang rund 37 Prozent, von 222 Millionen US-Dollar im Jahr 2021 auf 141 Millionen US-Dollar im Jahr 2023. Ob sich die Ukraine 2025 unter den drei grössten Exporteuren von Bioprodukten in die EU behaupten kann, bleibt abzuwarten.

Autor: Tobias Eisenring. 

Dieser Beitrag ist im aktuellen FiBL Tätigkeitsbericht erschienen.

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Tobias Eisenring

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