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Agroforst in Österreich – Vielfalt auf ganzer Linie

Baumreihe im Getreidefeld.

Älteres Agroforstsystem mit Schwarznuss- und Maulbeerebäumen in Niederösterreich (Foto: FiBL, Theresia Markut)

Reihen mit jungen Bäumen im Acker.

Beispiel für ein gut geplantes Agroforstsystem nach dem ersten Standjahr im Trockengebiet. (Foto: FiBL, Theresia Markut)

Die Multifunktionalität von Agroforstsystemen bietet vielversprechende Ansätze, um den zahlreichen Herausforderungen zu begegnen, vor denen die Landwirtschaft und unser Ernährungssystem heute stehen. Das FiBL Österreich beschäftigt sich im Rahmen verschiedener Projekte mit den Besonderheiten und Leistungen von Agroforst und dessen Beitrag zu einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Lebensmittelproduktion.

Typisch für alle Ausprägungsformen von Agroforstsystemen sind die engen und komplexen Wechselwirkungen zwischen Bäumen, Ackerkulturen und Umwelt. Agroforstsysteme können hochproduktiv sein, erbringen verschiedene Umweltleistungen, wie Klimaschutz oder Biodiversitätsförderung, und erhöhen gleichzeitig die Resilienz des Gesamtsystems. Sie sind somit ein gutes Beispiel dafür, dass eine agrarökologische Maßnahme vielseitige positive ökologische, wirtschaftliche und soziale Auswirkungen für die Praxis haben kann und zeigen, dass sich altbewährte Methoden auch in der modernen Landwirtschaft sehr erfolgreich umsetzen lassen.

Bäume am Acker – Bestandserhebung österreichischer Agroforstbetriebe

Vor rund 15 Jahren wurden von Pionierbetrieben in Österreich die ersten Agroforstsysteme etabliert. Seit 2020 ist die Anzahl der Agroforstbetriebe deutlich gestiegen. Auch die österreichische Agroforstfläche hat sich in den letzten Jahren auf mittlerweile rund 300 Hektar erhöht – Tendenz steigend. Die Vielfalt dieser Systeme wurde bislang jedoch nicht systematisch erfasst.
In dem soeben abgeschlossenen Projekt "Agroforstsysteme: Bestandanalyse und Beitrag zur Biodiversitätsförderung", das vom BMLUK (Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Klima- und Umweltschutz, Regionen und Wasserwirtschaft) gefördert wurde, erhoben FiBL Mitarbeiter*innen nun die unterschiedlichen Umsetzungsformen von Agroforst. Dabei lag der Fokus auf silvoarablen Systemen (Kombination von Bäumen und Ackerbau), und der Frage, inwiefern diese die Vielfalt in der Agrarlandschaft erhöhen können.
Mittels strukturierter Fragebögen wurden bisher 59 Betriebe erhoben, deren Pflegemaßnahmen und Managementstrategien dokumentiert, die Agroforstsysteme kategorisiert, ihr Beitrag zur Biodiversitätsförderung anhand umfassender Literaturrecherche und Expert*innenbefragungen analysiert sowie die unterschiedlichen Leistungen von Agroforstsystemen dargestellt.  

Beeindruckende Vielfalt

Die Erhebungen zeigen: Kein System gleicht dem anderen – die Vielfalt ist beeindruckend. Der Großteil der Flächen entfällt auf Gemischtsysteme, die sich keiner klassischen Nutzungsform eindeutig zuordnen lassen – wie etwa Kurzumtriebsplantagen (zur Energieholzgewinnung), Anlagen zur Fruchtnutzung (zum Beispiel Nüsse, Obst), Wertholzproduktion (zum Beispiel Edelhölzer) oder silvopastorale Systeme mit Weidehaltung. Gemischtsysteme zeichnen sich dadurch aus, dass sie entweder eine Doppelnutzung – etwa Frucht- und (Wert-)Holzgewinnung – anstreben oder verschiedene Baumarten mit unterschiedlichen Umtriebszeiten und Nutzungsmöglichkeiten kombinieren. Dies erfolgt entweder durch eine gemischte Pflanzung innerhalb einer Reihe oder durch sortenreine Reihen mit unterschiedlichen Arten auf derselben Fläche.
Doch nicht nur die erfassten Agroforstsysteme zeigen eine große Vielfalt in ihrer Ausgestaltung, ebenso unterschiedlich sind die Beweggründe der Landwirt*innen, sich für Agroforst zu entscheiden. Auf die Nachfrage nach ihrer Motivation wurden unter anderem die Förderung von Nützlingen, Anpassung an den Klimawandel, Schutz vor Wind- und Bodenerosionen, höhere Wertschöpfung durch Diversifizierung, Erweiterung der saisonalen und regionalen Produktpalette, Risikostreuung durch ein zusätzliches Einkommen, Diversifizierung der Agrarkulturlandschaft sowie Schatten für Tiere genannt.
Neben der Bestandsaufnahme wurde im Rahmen des Projekts auch eine digitale "Agroforstlandkarte" erstellt, um die bestehenden Agroforstsysteme sichtbar zu machen – sowohl für interessierte Landwirt*innen als auch für die breite Öffentlichkeit.

Wie schmeckt Agroforst?

Ein zentrales Anliegen des Projekts war neben der Pflege und dem Ausbau des Netzwerks von Landwirt*innen und anderen Stakeholdern auch der Dialog mit Konsument*innen. Um diese in den Austausch einzubinden und für das Thema zu sensibilisieren, wurden in drei Städten Verkostungsabende organisiert.
Dabei wurde eindrücklich gezeigt, dass Agroforstsysteme auch kulinarisch einiges zu bieten haben. Interessierte Konsument*innen konnten an drei Abenden in Oberösterreich, Wien und der Steiermark eine feine Auswahl unterschiedlicher Agroforstprodukte im Austausch mit Praktiker*innen und Wissenschafter*innen verkosten. Garniert wurden die ausgewählten Produkte mit spannenden und inspirierenden Geschichten aus der Praxis. 

Das Interesse an Agroforst steigt in Österreich stetig. Zu dessen Etablierung gibt es aber weiterhin Herausforderungen, die es gemeinsam mit Wissenschaft und Praxis in inter- und transdisziplinären Ansätzen zu lösen gilt. Die unterschiedlichen Agroforst-Projekte des FiBL legen genau darauf ihren Fokus. 

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Kontakt

Theresia Markut

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