Seit 2022 ist Musonda Mumba Generalsekretärin der (Ramsar-)Konvention über Feuchtgebiete. Geboren in Sambia in der Nähe der Seen Bangweulu und Mweru sowie des Flusses Luapula, ist ihre berufliche Laufbahn eng mit den Feuchtgebieten als wichtige Ökosysteme verknüpft. Sie promovierte am University College London (UCL) in Feuchtgebietshydrologie und -schutz und hat mehr als 25 Jahre internationale Erfahrung in den Bereichen Umweltmanagement und nachhaltige Entwicklung.
Feuchtgebiete sind komplexe Ökosysteme, die weltweit die Existenzgrundlage vieler Bevölkerungsgruppen sichern. Sie sind eng mit der Landwirtschaft und der Nahrungsmittelversorgung verflochten und spielen eine Schlüsselrolle bei der Regulierung unseres Klimas. Ohne Feuchtgebiete oder Wasser gibt es keine Landwirtschaft – und letztendlich auch kein menschliches Überleben. Der Klimawandel beeinträchtigt bereits jetzt die Verfügbarkeit von Wasser und bedroht das sensible Zusammenspiel von Klima, Wasser, Nahrung und Existenzgrundlagen.
Die UN-Dekade zur Renaturierung von Ökosystemen befasst sich mit der Schädigung von Ökosystemen, einschliesslich Feuchtgebieten. Zieldabei ist, den Herausforderungen zu begegnen, die mit dem Klimawandels, dem Verlust der biologischen Vielfalt und der Verschlechterung der Bodengesundheit einhergehen. Dabei geht es nicht nur darum, Bäume zu pflanzen, sondern auch um eine kritische Reflexion darüber, wie wir in Zukunft Nahrungsmittel auf nachhaltigere und vielfältigere Weise anbauen können. Agrarökologische und biologische Ansätze wahren die Vielfalt in landwirtschaftlichen Systemen und nutzen Wasserressourcen effizient. Das macht sie zu einem wichtigen Bestandteil der Agenda zur Renaturierung von Feuchtgebieten.
Die Stadt Kigali in Ruanda ist ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist sicherzustellen, dass die Wechselwirkung zwischen Landwirtschaft, Ernährungssystemen und Feuchtgebieten auch trotz Klimawandel funktioniert. Im Jahr 2018 führte Präsident Paul Kagame ein politisches Regelwerk zur Renaturierung des städtischen Feuchtgebiets ein. Damit beabsichtigte er, die schlechte Wasserqualität für die landwirtschaftlichen Betriebe flussabwärts zu verbessern. Der Filtermechanismus des Feuchtgebiets steigerte die Qualität des Flusses erheblich. Vögel, die seit 25 Jahren nicht mehr gesehen worden waren, kehrten zurück. Auch erholte sich der Lebensraum für natürliche Bestäuber wieder. Während der 14. Konferenz der Vertragsparteien der Konvention über Feuchtgebiete im Jahr 2022 wurde Kigali als offizielle "Wetland City" akkreditiert – und so die herausragenden Bemühungen zum Schutz der städtischen Feuchtgebiete gewürdigt.
Der Klimawandel betrifft bei Weitem nicht nur Entwicklungsländer, sondern alle Weltregionen. Auch vor der Schweiz macht er nicht halt. Der katastrophale Abbruch des Birchgletschers oberhalb von Blatten am 28. Mai dieses Jahres hat uns das deutlich vor Augen geführt. Deshalb markiert die bevorstehende Klimakonferenz der Vereinten Nationen COP30 in Belém, Brasilien, einen entscheidenden Moment für die Welt. Die Teilnehmenden müssen über die kollektive Kraft sprechen und darüber, wie der Naturschutz in die Debatte über das 1,5-Grad-Ziel integriert werden kann. Dabei können Feuchtgebiete als naturnahe Lösungen eine wichtige Rolle spielen.
Die Wissenschaft – traditionelle Wissenssysteme wie auch moderne Wissenschaft – ist im globalen Klima-Diskurs von entscheidender Bedeutung. Wir brauchen Wissenschaftler*innen aus allen Gegenden und Disziplinen sowie Gemeinschaften und politische Entscheidungsträger*innen, um gemeinsam zu erforschen, was in einer zunehmend wärmeren Welt funktionieren wird. Tatsächlich entwickelt sich die Forschung rasant weiter. Allerdings erreicht sie nicht immer alle Sektoren, und viele Menschen können sich neue Technologien nicht leisten. Wir sollten den Wissensaustausch zwischen Süd und Süd, Süd und Nord und umgekehrt fördern, um eine globale "Community of Practice" zu schaffen. Letztendlich ist eine natur- und klimafreundliche Landwirtschaft auch gut für den Menschen. Ich glaube, dass wir das 1,5-Grad-Ziel zum Wohle aller Menschen auf diesem Planeten erreichen können, wenn wir gemeinsam daran arbeiten.