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Green Cotton - Etablierung einer lokalen Baumwollzüchtung

"Green Cotton" ist ein Projekt zur Etablierung einer lokalen Baumwollzüchtung zusammen mit Kleinbauern für biologisch bewirtschaftete und marginale Standorte in Indien.
Das Projekt läuft von 2013 bis Juli 2017 (mit Aussicht auf Verlängerung um vier Jahre) und wird von der Stiftung Mercator Schweiz unterstützt und gefördert.

Nachfrage nach Biobaumwolle nimmt stark zu

Die Nachfrage nach biologischen Baumwolltextilien (z.B. Naturaline von Coop Schweiz, Switcher, H&M, C&A, Nike) hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Der Biolandbau verzichtet ganz bewusst auf den Einsatz synthetischer Dünger und Pestizide. 

Der ressourcenschonende Biolandbau mit geschlossenen Kreisläufen ermöglicht eine umweltschonende Produktion ohne gesundheitliche Risiken und vermindert die Abhängigkeit der Kleinbauern von Krediten für Agrochemikalien. In Kombination mit fairem Handel trägt diese Anbauform zur Nachhaltigkeit der Baumwollproduktion bei, verbessert die Einkommens- und Ernährungssicherung und fördert die ländliche Entwicklung. Der weltweite Biobaumwollanbau erreichte in 2009/2010 eine Produktion von 241'000 Tonnen Baumwollfasern. Über 80 Prozent der Biobaumwolle weltweit wurden in Indien produziert und bot über 200'000 Kleinbauern mit durchschnittlich ein bis zwei Hektaren Land in heissen und trockenen Regionen eine veritable Einkommensgrundlage. 

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Zukunft der Biobaumwollproduktion durch gentechnisch veränderter Bt-Baumwolle bedroht

Die Zukunft der Biobaumwollproduktion ist jedoch durch die rasante Ausdehnung von gentechnisch veränderter Bt-Baumwolle mit eingebautem Insektenschutz stark bedroht. Diese macht heute schon mehr als 90 Prozent der Anbaufläche aus. Bereits 2011/12 kam es zu einem drastischen Rückgang (über 30 Prozent) der Biobaumwollanbaufläche in Indien.

Folgende Gründe wurden dafür verantwortlich gemacht:

  1. die Vermischung mit Bt-Baumwolle führt zur Aberkennung des Biolabels und erfordert daher Mehrkosten für konsequente Trennung und Qualitätssicherung der gesamten Produktionskette;
  2. die Saatgutvermehrung und Züchtung von Baumwolle konzentrieren sich ausschliesslich auf gentechnisch veränderte Bt-Hybridsorten für optimale Anbaubedingungen mit hohem Input an Dünger, Pestiziden und Bewässerung, während an marginale Standorte angepasste einheimische Baumwollarten vernachlässigt werden.

Mittlerweile ist der Saatgutmarkt von Bt-freien Baumwollsorten völlig zum Erliegen gekommen und Bioproduzenten sind mit einem akuten Mangel an Gentechnik-freiem Saatgut konfrontiert und vom Zuchtfortschritt abgeschnitten.

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Das Green Cotton-Projekt

Durch eine enge Zusammenarbeit der indischen Biobaumwollorganisationen bioRe India und chetna organics mit jeweils 4300 bzw. 1200 Kleinbauern und -bäuerinnen, der landwirtschaftlichen Universität Dharwad und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL) soll eine dezentrale Baumwollzüchtung aufgebaut werden, die gentechnikffrei bleibt und den Bedürfnissen im ökologischen und Low-Input Anbau entspricht.

In einem innovativen transdisziplinären Ansatz werden Kleinbauern und -bäuerinnen, Züchter, Forscher, Anbauberater, Spinnereien und der Textilhandel von Beginn an am Prozess beteiligt und aktiv involviert.  Das wichtigste Ziel ist, dass die Kleinbäuerinnen und -bauern durch koordinierte Zusammenarbeit aller Beteiligten ihren Saatgutbedarf für die nachhaltige Produktion von Biobaumwolle abdecken können und somit die Bioanbauflächen in Indien wieder ausgedehnt werden können. Langfristig soll die Saatgutsouveränität der Kleinbauern wieder hergestellt werden.   

Das Green Cotton-Projekt wurde 2013 begonnen und knüpfte nahtlos an die seit 2011 begonnen Arbeiten im Bereich Saatgut von bioRe India, der Universität Dharwad und FiBL an. Dank der Finanzierung der Stiftung Corymbo konnte Tina Roner in ihrer Masterarbeit zur partizipativen Baumwollzüchtung bei bioRe India in 2011/12 schon sehr viel Aufbauarbeit leisten, während 2012/13 der Schwerpunkt auf der Etablierung von On-Station Sortenversuchen lag, um bestehende Baumwollsorten zu identifizieren, die für den Biolandbau geeignet sind (finanziert durch die Stiftung Corymbo und Stiftung bioRe). In Ergänzung zur Sortenprüfung unter lokalen Bedingungen werden im Green Cotton-Projekt neue Sorten gezüchtet. 

Hauptaktivitäten des Green Cotton-Projekts sind

  1. Vernetzung aller Stakeholder und Koordination der Projektaktivitäten;
  2. Kapazitätsaufbau in partizipativer Züchtung und Saatgutvermehrung;
  3. Erhaltung und Erzeugung genetischer Diversität der einheimischen Desi-Baumwolle für Anpassung an abiotische und biotische Stressfaktoren;  
  4. Standortangepasste Selektion von fortgeschrittenem Zuchtmaterial unter On-Station und On-Farm Bedingungen.

Der dezentrale und partizipative Ansatz gewährleistet, dass die neuen Sorten an die jeweiligen Anbaubedingungen angepasst sind und die Zuchtziele sowohl die Interessen der Kleinbauern als auch der Textilindustrie widerspiegeln. Die Kleinbäuerinnen und -bauern werden in die Lage versetzt, die für sie am besten geeigneten Sorten selbst zu erkennen, zu züchten und zu vermehren. Die dezentrale partizipative Züchtung stellt ein Modell dar, wie mit überschaubaren Investitionen verbesserte Sorten entwickelt, die genetische Vielfalt auf dem Feld erhöht und somit die Anpassung an den Klimawandel verbessert werden kann. Dies ist ein sehr anspruchsvoller Ansatz, da es einen grossen Kooperations- und Trainingsaufwand beinhaltet, hat aber den Vorteil, dass die Umsetzung der neu gewonnenen Erkenntnisse schon während der Projektphase in die Praxis gewährleistet wird und zu nachhaltigeren und autonomen Problemlösungen führt.

Weiterführende Informationen unter www.greencotton.org.

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Die Projektpartner

  • Mr Vivek Kumar Rawal, CEO bioRe Association India, 5th km Milestone, Kasrawad Mandleshwar Road, Tehsil Kasrawad, District Khargone – 451228, Madhya Pradesh, India; bioRe Association Dr. Monika Messmer, FiBL

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Literatur

Forster, Dionys, Messmer, Monika; Baruah, Rajeev und Patil, Shreekant S. (Eds.) (2011) Disappearing non-GM cotton - ways forward to maintain diversity, increase availability and ensure quality of non-GM cotton seed. [Proceedings.]. Proceedings zu: National Workshop - Disappearing non-GM cotton - ways forward to maintain diversity, increase availability and ensure quality of non-GM cotton seed, Dharwad, Karnataka, 21 June 2011

Messmer, Monika; Roner, Tina; Finckh, Maria R.; Forster, Dionys; Rajeev, Verma; Rajeev, Baruah und Shreekant S, Patil (2011) Participatory cotton breeding for organic and low input farming in India. Poster at: ECO-PB Breeding Conference 2011: Organic Plant Breeding: What makes the difference? 10 years’ Anniversary Conference, Frankfurt, Germany, 3rd and 4th November 2011

Roner, T.; Messmer, M. M.; Finckh, M.; Forster, D.; Verma, R.; Baruah, R. und Patil, S. S. (2012) Participatory cotton breeding for organic and low input farming in Central India. In: Tielkes, E. (Hrsg.) Tropentag 2012 - Resilience of agricultural systems against crises - Book of abstracts, CUVILLIER VERLAG, Göttingen, Germany

Messmer, M. M.; Vonzun, S.; Wele, D.; Shivas, Y.; Verma, R.; Ramprasad, S.; Ambatibudi, A. and Patil, S. S. (2014)Participatory Cotton breeding and cultivar Evaluation for organic smallholders in India. In:  Rahmann, G. and Aksoy, U. (Hrsg.) Proceedings of the 4th ISOFAR Scientific Conference. ‘Building Organic Bridges’, at the Organic World Congress 2014, 13-15 Oct., Istanbul, Turkey (eprint ID 24285)

Symposium Participatory Research to foster Innovation in Agricultur, an der ETH Zürich (28.08.2014): Report and Präsentationen