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"Unsere Stärken liegen in den wissen­schaftlichen Dienstleistungen"

Portrait zweier Frauen.

Rebecca Franz-Wippermann (l.) und Vera Bruder, zwei Drittel der Geschäftsführung von FiBL Deutschland. (Foto: FiBL)

Die FiBL kennenlernen: Von September bis Dezember 2025 stellt das Bioaktuell-Magazin die Forschungsinstitute der FiBL Gruppe in Deutschland, Österreich, Frankreich und in Ungarn in einer Portraitserie vor. Ergänzend dazu sprechen wir auf FiBL.org mit den Geschäftsleitenden über ihre Arbeit, die Ziele und die Zusammenarbeit innerhalb der FiBL Gruppe. Diesmal mit Rebecca Franz-Wippermann und Vera Bruder vom FiBL Deutschland.

Ab Januar 2025 fand am FiBL Deutschland ein Leitungswechsel statt. Vera Bruder und Frank Wörner (FiBL Projekte GmbH) und Rebecca Franz-Wippermann (FiBL Deutschland e.V.) haben gemeinsam die Geschäftsführung von Robert Hermanowski übernommen.

Jeremias Lütold:Was für ein Institut habt ihr als neue Geschäftsleitung von FiBL Deutschland Anfang 2025 übernommen?

Vera Bruder: Wir haben ein agiles Institut mit einer starken Vernetzung im deutschen Ökolandbau übernommen. Es verbindet praxisnahe Forschung, Wissenstransfer und Vernetzung entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Neben der Herausgabe der Betriebsmittelliste liegt ein weiterer Schwerpunkt auf den Öko-Feldtagen als Fachmesse sowie der FiBL Akademie mit einem breiten Weiterbildungs- und Veranstaltungsangebot für die Biobranche.

Rebecca Franz Wippermann: Wir betreiben keine Grundlagenforschung, sondern generieren und vermitteln angewandtes Wissen. Gerade in der FiBL Projekte GmbH hat unsere Arbeit einen klaren Dienstleistungscharakter. Gerade in diesem Bereich wollen wir unsere Tätigkeit weiter ausbauen und stärken. Inhaltlich etwa mit Themen wie der Wasserwirtschaft.

Strukturell hat sich FiBL Deutschland mit dem Führungswechsel ja ebenfalls verändert. Welche Perspektiven ergeben sich daraus?

Rebecca Franz Wippermann: Der Führungswechsel bringt natürlich Bewegung mit sich – und das ist gut so. Wir sind jetzt ein Dreierteam in der Leitung, das heisst: Verantwortung liegt auf mehreren Schultern. Wir haben jeweils unseren eigenen Verantwortungsbereich, aber treffen grundlegende Entscheidungen gemeinsam und wir bringen alle ganz verschiedene Blickwinkel ein. Das macht uns flexibler, aber auch klarer im Miteinander.

Vera Bruder: Es ist definitiv auch ein Generationenwechsel und dass wir jetzt ein weiblicheres Team sind, bringt automatisch einen anderen Ton rein. Vielleicht etwas mehr Zuhören, etwas mehr "Wir", ohne dabei an Klarheit oder Entscheidungsstärke zu verlieren. Wir merken, dass diese neue Form von Führung gut zum FiBL passt. Wir wollen Brücken bauen – zwischen Forschung und Praxis, zwischen verschiedenen Akteuren – und das funktioniert eben nicht im Alleingang. Dass wir das jetzt auch in der Führung leben, fühlt sich richtig an.

Wo steht der Biolandbau in Deutschland in 10 Jahren? Was bedeutet das für euch als Institut?

Vera Bruder: Der Biolandbau wird weiterhin einen grossen Stellenwert haben. Auch wenn das 30-Prozent-Flächenziel der Bundesregierung bis 2030 immer mehr aus dem Fokus rückt. Bio ist längst Teil des Mainstreams, vom Discount bis zu grossen Handelsketten. Die Zukunft liegt darin, dass wir die Stärken des Biolandbaus für die gesamte Landwirtschaft klarer hervorheben und aufzeigen, welche Vorteile der Ökolandbau gesamtgesellschaftlich bringt, ohne erhobenen Zeigefinger.

Rebecca Franz Wippermann Für uns liegt die Zukunft des Biolandbaus nicht allein in Wachstumszielen, sondern in seiner Rolle als Impulsgeber für die gesamte Landwirtschaft. In Netzwerken wie den Leitbetrieben Pflanzenbau oder Fokus Tierwohl bringen wir Bio- und konventionelle Betriebe gezielt zusammen – für echten Austausch und gemeinsames Weiterentwickeln. Themen wie Wasser rücken dabei zunehmend in den Fokus: Nicht nur die Verfügbarkeit, auch Verteilung und Qualität werden im Klimakontext zu zentralen Herausforderungen. Genau hier sehen wir unsere Rolle als FiBL – als Brückenbauerin zwischen Systemen, Betrieben und Denkweisen.

Welche Rolle könnten die Institute der FiBL Gruppe in der Weiterentwicklung von FiBL Deutschland spielen?

Rebecca Franz Wippermann: Unser Schwerpunkt liegt in der Wissensvermittlung – hier könnten wir mit dem Wissen unserer Kolleg*innen aus der FiBL Gruppe sicher mehr erreichen. Mit FiBL Europe arbeiten wir bereits sehr gut in einigen EU-Projekten zusammen. Das wollen wir weiterverfolgen. Wir sehen die Zukunft klar in der Kollaboration mit den Instituten der FiBL Gruppe und mit dem Generationenwechsel auch eine Chance, enger zusammenzurücken.

Vera Bruder: Erfolgreiche Zusammenarbeit braucht gemeinsame Ziele und Werte. Die Rahmenbedingungen sind in jedem Land sehr unterschiedlich, aber mit einem klar verankerten Ziel und insbesondere über persönliche Kontakte und gemeinsame Erfahrungen, können die Unterschiede auch positiv wirken, statt zu bremsen. Erste Schritte dahin gibt es bereits. Letztes Jahr haben wir eine verstärkte Zusammenarbeit mit dem FiBL in der Schweiz im Bereich Social Media angestossen. Künftig geht es darum, solche Ansätze strukturierter auszubauen.

Welche Stärken würden durch eine verstärkte Zusammenarbeit mit FiBL Deutschland für die Institute der FiBL Gruppe nutzbar?

Vera Bruder: Wir bringen Expertise im Bereich wissensbasierter Dienstleistungen ein – ein Feld, das in anderen FiBL Instituten weniger stark entwickelt ist. Damit ergänzen wir die Forschungsstärke vom FiBL in der Schweiz und anderen Standorten.

Rebecca Franz Wippermann: Wir haben ja an allen FiBL etwas, dass uns ganz eng zusammenschweisst: Die Idee, dass es Forschung und Wissenstransfer für den Biolandbau braucht. Heute arbeiten europaweit rund 600 Menschen in der FiBL Gruppe an diesem Ziel. Das macht uns für den Biosektor so stark und zugleich verpflichtet es uns, offen für neue Wege der Zusammenarbeit zu bleiben.

Autor: Jeremias Lütold, FiBL

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Jeremias Lütold

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