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Mit SMART Nachhaltigkeit in Lieferketten verbessern

Die Ergebnisse des Projekts wurden im Rahmen von Workshops bei der Molkerei Biedermann...

...und beim Schwyzer Milchhuus diskutiert. Stehend Sara Gomez von Bio Suisse (links) und Lukas Baumgart vom FiBL (rechts).

Fotos: SFS, Olivia Keller

Bio Suisse, der Dachverband der Schweizer Bioproduzenten, hat ein Leuchtturm-Projekt zur Weiterentwicklung der Nachhaltigkeit in Milch-Lieferketten gestartet. Das FiBL Schweiz führte dazu gemeinsam mit der Sustainable Food Systems GmbH (SFS) Nachhaltigkeitsanalysen von Milchviehbetrieben und zwei Molkereien durch – mit spannenden Ergebnissen.

Die Nachhaltigkeit der Knospe-Produzenten und -Verarbeiter stetig zu verbessern, ist eine strategische Zielsetzung bei Bio Suisse (die Knospe ist das Label von Bio Suisse). Bereits vor einigen Jahren hat Bio Suisse eine repräsentative Erhebung der Nachhaltigkeitsleistungen ihrer Mitgliedsbetriebe mit der vom FiBL entwickelten SMART-Methodik durchführen lassen. Nun haben das FiBL und die SFS im Auftrag von Bio Suisse in einem weiteren Projekt die Nachhaltigkeitsleistung von landwirtschaftlichen wie auch verarbeitenden Betrieben bewertet. Als Projektpartner konnte Bio Suisse hierfür die Molkerei Biedermann sowie das Schwyzer Milchhuus gewinnen.

Lukas Baumgart, Projektverantwortlicher am FiBL, berichtet über den Hintergrund und das Projektziel: "Sowohl Verarbeiter als auch Landwirte sind in der Verantwortung, die Nachhaltigkeitsauswirkungen ihrer Produktion zu kennen und Möglichkeiten zur Optimierung auszuloten. SMART eignet sich für einen solchen Lieferketten-Ansatz besonders gut, da die Methodik sowohl zur Analyse von landwirtschaftlichen Betrieben wie auch Verarbeitungsunternehmen eingesetzt werden kann".

Workshops mit allen Projektbeteiligten

Im Rahmen des Lieferketten-Projekts haben die FiBL-Nachhaltigkeitsexperten nochmals 20 Milchproduzenten mit SMART analysiert. Die Molkerei Biedermann und das Schwyzer Milchhuus haben sich darüber hinaus einer Selbstevaluation mittels SMART-Company Check unterzogen und wurden dabei von der SFS begleitet. Im Rahmen von zwei Workshops kamen anschliessend die beteiligten Landwirte und Verarbeiter sowie Bio Suisse zusammen, um die Ergebnisse zu diskutieren und Handlungsoptionen auszuloten.

Die Neugier und das Interesse am Austausch über die jeweiligen Ergebnisse waren auf allen Seiten gross. Bei den beiden Verarbeitern stehen Themen wie die Reduktion von Treibhausgasemissionen nicht zuletzt wegen des steigenden Drucks der Gesellschaft ganz oben auf der Prioritätenliste, wenn es um Nachhaltigkeit geht. "Die Selbstbewertung sowie die Analysen der Landwirtschaftsbetriebe haben uns viele wertvolle Anregungen zur Strategiedefinition geliefert", so Ernst Haffa, Leiter Einkauf-Milch bei der Molkerei Biedermann. So wurden zum Beispiel Verbesserungsmöglichkeiten bezüglich der bereits festgelegten Schwerpunkte angeschaut und besprochen.

Auch auf der Seite der teilnehmenden Landwirte stiessen die Projektergebnisse auf offene und interessierte Ohren, wie der teilnehmende Landwirt Ueli Zellweger bezeugt: "Mit dem SMART-Farm Bericht haben wir einen hilfreichen Kompass bezüglich betrieblicher Nachhaltigkeit erhalten. Gemäss meinem ersten Eindruck eignet sich dieser gut, betriebsspezifische aber auch übergreifende Verbesserungsmassnahmen auszumachen. Spannend war für uns natürlich auch zu sehen, wie die Molkerei Biedermann abschneidet. Denn die Verantwortung für Nachhaltigkeit liegt nicht nur bei uns Landwirten". Auch bei den dem Schwyzer Milchhuus zuliefernden Landwirten kam das Projekt gut an. "Ich bin froh, dass wir am Projekt teilgenommen haben. Es war spannend zu lernen, was Nachhaltigkeit auf unserem Betrieb alles umfasst und dass wir insgesamt wirklich sehr nachhaltig wirtschaften. Mit dem SMART-Bericht haben wir etwas Konkretes in der Hand, wenn wir mit Schlagzeilen aus den Medien konfrontiert werden", so die Landwirtin Sarah Lüönd.  

Sehr gute Ergebnisse bei ökologischen Themen

Wenig überraschend schnitten die 20 Landwirtschaftsbetriebe vor allem bei ökologischen Themen sehr gut ab. Aber auch bei sozialen und ökonomischen Themen erreichten sie gute bis sehr gute Werte. Bei einzelnen Themen gibt es aber auch noch Luft nach oben: Verbesserungspotenzial besteht beispielsweise bei einem Betrieb beim Thema Gleichberechtigung: nicht alle Familienangehörige sind bei einem Todesfall des Betriebsleiters ausreichend abgesichert. Die meisten Betriebe schneiden beim Thema Treibhausgase gut ab, könnten aber noch weitere Massnahmen – wie den Einsatz von Schleppschläuchen bei der Gülleausbringung – umsetzen. Bei weiteren Treffen sollen diese und andere Bereiche nun  vertieft diskutiert und sinnvolle Massnahmen entwickelt werden. Auch seitens Bio Suisse ist man zufrieden mit dem Projektergebnis: "Die aufgeweckte Atmosphäre und konstruktiven Diskussionen während der Workshops haben uns darin bestärkt, dass ein ganzheitlicher Lieferketten-Ansatz ein guter Weg ist, um die Knospe auf hohem Niveau kontinuierlich und umfassend weiterzuentwickeln", so Sara Gomez, Projektverantwortliche bei Bio Suisse.

Text: Olivia Keller, SFS

Weitere Informationen

Die Methode SMART

Das FiBL hat die Methode SMART (Sustainability Monitoring and Assessment RouTine) zur Nachhaltigkeitsanalyse und Bewertung von landwirtschaftlichen Betrieben und Lebensmittelunternehmen entwickelt. Sie basiert auf den sogenannten "SAFA-Nachhaltigkeitsleitlinien" der Welternährungsorganisation FAO. Die darin gesetzten Ziele in vier Dimensionen und 58 Themenbereichen sind weltweit und für alle Unternehmensformen der Agrar- und Lebensmittelwirtschaft gültig. Dabei wird der ganze Betrieb inklusive zugekaufte Betriebsmittel bewertet, nicht aber ein einzelnes Produkt. Die Methode wurde entwickelt, um landwirtschaftliche Betriebe bezüglich ihrer nachhaltigen Entwicklung einheitlich bewerten zu können.

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Lukas Baumgart

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