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Kommentar zu den drei Vorschlägen für das neue EU-Biologo

3 EU Logo designs

Die harsche Kritik an den drei von der Europäischen Kommission vorgeschlagenen Logos für Bioprodukte ist nicht gerechtfertigt. Ein Kommentar von FiBL-Direktor Urs Niggli.

Eine Jury bestehend aus vier führenden europäischen Grafikern, vier Fachleuten aus dem Biolandbau sowie dem ehemaligen Radrennfahrer Miguel Indurain hat im Sommer 2009 aus mehreren tausend Vorschlägen von jungen Grafikstudentinnen und -studenten zehn Logos ausgewählt. Die Kriterien für die Auswahl waren exakt definiert, darunter z.B. die Botschaft „Bio“, die Botschaft „Europa“, die rasche Erkennbarkeit, die Qualität der grafischen Umsetzung oder die Eignung für die Darstellung auf Verpackungen in verschiedensten Grössen. Die Europäische Kommission hatte im Mai 2009 zur Teilnahme am Gestaltungswettbewerb aufgerufen.

Die Europäische Kommission hat aus den zehn Vorschlägen nach juristischen, administrativen und weiteren internen Abklärungen die drei oben abgebildeten Zeichen für eine Publikumsabstimmung ausgewählt. Die Publikumswahl ist bis zum 31. Januar 2010 offen.

Wie nicht anders zu erwarten, hagelt es seit Bekanntmachung der drei Logos Kritik. Ich halte diese Kritik nicht für gerechtfertigt und möchte meine Position darlegen.

Das erste Logo, das die EU-Sterne in Form eines Blattes zeigt, ist ein sehr einfaches Zeichen, welches sehr klar zwei Botschaften enthält: Natur und Europa. Die grafische Gestaltung ist leichtfüssig und elegant. Mit einem Zusatz „ökologisch“, „biologique“, „økologisk“ oder „organic“ ist es ein sehr gutes Zeichen. Der Wortzusatz ist sehr wichtig, denn es gibt keine Bildmarke, welche ohne Wortzusatz die Information „ökologischer Landbau“ vermitteln kann.

Ein weiterer Vorteil des Zeichens ist, dass es nicht dominant ist, sondern sich vornehm zurückhält. Es konkurrenziert deshalb attraktive private, regionale oder nationale Labels nicht, sondern fügt ihnen eine sympathische „grüne europäische Komponente“ hinzu.

Die einzige Kritik, welche man beim ersten Logo anbringen könnte, ist, dass es etwas zu klassisch sein und deshalb vor allem junge Menschen nicht ansprechen könnte.  Eine gut gestaltete Wortmarke könnte dies noch verbessern.

Das zweite Zeichen ist eine Mischung zwischen einem Blatt und einem Ohr. Zusätzlich ist im Zeichen auch ein Keimungsprozess enthalten (in der Mitte wächst die Blattform aus einem länglichen Samen). Und nicht zuletzt enthält es unten auch einen „Check“, so wie das deutsche Biozeichen. Das Logo ist also sehr dicht an Informationen: Es zeigt die Dimensionen des Biolandbaus auf: Natur und Mensch oder etwas lyrischer ausgedrückt „Von Bauern, welche auf die Natur hören“. Zudem symbolisiert es die Zertifizierung in Form des Häkchens auf der Checkliste.

Durch die Informationsdichte ist es grafisch nicht so elegant wie die beiden anderen Logos. Die einfachen und klaren Linien sind aber einprägsam und geben dem Zeichen langfristig Klarheit und Profil. Auch hier braucht es selbstverständlich einen Schriftzug „Öko“ oder ähnliches.

Das dritte Logo entspricht exakt der lautstärksten Forderung der Kritiker: Es erzählt auf eine höchst präzise Art und Weise, was Biolandbau ist: Tiere, Obst, Rüben, Getreide, Gras, Boden und Wasser, alles im System, untrennbar voneinander, auf grünem Hintergrund, eben harmonisch ökologisch. Einfacher kann man ohne Wortzusatz die Geschichte des Biolandbaus nicht erzählen.  Von etwa 500 „inhaltlichen“ Zeichen, welche die Jury anschaute,  war dieses das mit Abstand beste, klarste und am besten zu verkleinernde.

Das Zeichen ist grafisch eine Sensation, denn es verwirklicht das Prinzip „reduceto the max“ (maximal mögliche Reduktion/Vereinfachung), spricht sehr stark junge Menschen an und hat eine ganz eigenwillige Form. Und es erzählt eine Geschichte, so wie es heute jeder gute Werbespot tut. Eben: moderne Grafik, keine Pseudoromantik älter werdender Vertreter der 1968er Generation.

Man sieht aber, dass man bei inhaltlichen Zeichen rasch an eine Grenze kommt. Es kann zwar noch erstaunlich stark verkleinert werden, es funktioniert in allen Farben. Aber trotzdem: Es nimmt einen minimalen Platz auf der Verpackung in Anspruch, bei einer Grösse von 4 auf 2 Millimeter funktioniert es nicht mehr.

Für mich kommen nach wie vor alle drei Logos in Frage. Es ist eine sehr gute Auswahl, welche uns die Europäische Kommission vorlegte. Jedes hat das Potenzial, in wenigen Jahren europaweit als EU-Bio erkannt zu werden. Man muss jedoch bei der Kommission insistieren, dass bei der Verwendung des Logos ein Schriftzug in der jeweiligen Landessprache dazukommt.

Urs Niggli, 21. Dezember 2009, 13:43 Uhr

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Urs Niggli, Direktor FiBL