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Ist biologische Landwirtschaft eine realistische Option für den Globalen Süden?

Aussaat in Indien (Detailaufnahme)

Aussaat in den Langzeitversuchen von SysCom in Indien (Foto: FiBL)

Nach wie vor wird darüber diskutiert, ob biologische/agroökologische Ansätze ein realistisches und innovatives Mittel sein könnten: einerseits zur Bekämpfung von Armut und Hunger sowie andererseits zur Förderung eines Konsums und einer Produktion im Globalen Süden, welche verantwortungsvoller und gesünder sind. Die neuesten Erkenntnisse aus über zwölf Jahren vergleichender Forschung in Kenia, Ghana, Uganda, Bolivien und Indien auf vier Versuchsstationen und mittels Beurteilungen von über 2000 kleinbäuerlichen Betrieben, zeigen jedoch, dass biologische Landwirtschaft für den Globalen Süden eine Option sein kann.

Diese Ergebnisse wurden vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, der Universität von Ghana, der Kenya Agricultural & Livestock Research Organization (KALRO) und dem Biovision Africa Trust an einer Begleitveranstaltung der Science Days am UN Food System Summit präsentiert. Die Referentinnen und Referenten zeigten, dass die biologische Landwirtschaft anderen Produktionssystemen in Bezug auf Rentabilität und Produktivität durchaus ebenbürtig sein könnte und mehr Nutzen für zahlreiche SDGs (Ziele 1, 2, 3, 6, 8, 12, 13 und 15) bietet. Abschließend zeigten die empirischen Ergebnisse, dass:

  • die Produktivität des biologischen Landbaus ähnliche Erträge erzielen kann; Ertragsunterschiede hängen v.a. von der Kulturpflanze, dem Standort und dem Know-how der Landwirt*innen ab.
  • die Rentabilität des biologischen Landbaus sehr kontextspezifisch ist und von der jeweiligen Kultur abhängt.
  • die Nachhaltigkeit im Biolandbau besser ist, z. B. in Bezug auf Artenvielfalt, Bodendegradation, Treibhausgaseemmisionen, Energieverbrauch, Abfallreduzierung und -entsorgung

Eine gute Leistung biologischer Landwirtschaftssysteme hängt von einem aktiven, den lokalen Bedürfnissen angepassten, ökologischen Management ab, das die Prinzipien des biologischen Landbaus anerkennt. Zu einer guten Bewirtschaftungspraxis gehören präventives Schädlings- und Krankheitsmanagement wie Fruchtfolgen, Mischkulturen und Bodenfruchtbarkeitsmanagement. Der Ersatz konventioneller durch biologische Betriebsmittel reicht nicht aus, um gute Produktions- und Wirtschaftsergebnisse zu erzielen. Die Komplexität eines Systems bestimmt dessen Leistung. In die gleiche Richtung geht auch die Erkenntnis, dass der blosse Fokus auf sogenannte "Cash Crops" ein gutes Management bei den Landwirt*innen nicht begünstigt.

Kapazitätsaufbau und Skalierung sind zentral

Die Teilnehmer*innen des Forums kommen zu dem Schluss, dass begrenzte Kapazitäten, der Mangel an geeigneten Betriebsmitteln und der Marktzugang die grössten agronomischen und institutionellen Herausforderungen darstellen. Sie müssen angegangen werden, damit das Potenzial der ökologischen Landwirtschaft in kleinbäuerlichen Betrieben voll ausgeschöpft werden kann:

  • Der Kapazitätsaufbau muss auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe, der Beratung und der Forschung gestärkt werden, um Wissenslücken zu schliessen, z. B. was Schädlings- und Krankheitenkontrolle, Nährstoffdynamik, Bodenfruchtbarkeit, Management verschiedener Kulturen und geeignete Mechanisierung betrifft, um die Arbeitsnachfrage zu reduzieren.
  • Governance der Lieferketten auf einer kooperativen Ebene ist wichtig, um die Organisation rund um die Landwirt*innen zu verbessern, technische Unterstützung zu leisten, die Akteure der Versorgungskette zu schulen, den Zugang zu Informationen und Betriebsmitteln zu verbessern und eine erfolgreiche Anbindung an die Märkte zu ermöglichen.
  • Bei Markteingriffen besteht das Risiko, dass die für den Export bestimmten Kulturen diejenigen Kulturen, welche für die Ernährungssicherheit wichtig sind, verdrängen (z. B. wenn Macadamianüsse den Mais ersetzten), was negative Folgen auf die Ernährungssicherheit von Kleinproduzenten haben kann.
  • Multi-objektive Instrumente zur Nachhaltigkeitsbewertung, die alle Dimensionen der Nachhaltigkeit umfassen, existieren bereits und sollten bei Investitionen zur Ermittlung der Rendite eingesetzt werden.
  • Politische Massnahmen in Form von Plänen, Programmen oder Investitionen, die nachhaltige Lebensmittelsysteme wie die biologische Landwirtschaft unterstützen, brauchen keine langwierigen Debatten. Was sie brauchen ist eine starke Unterstützung über einen ausreichend langen Zeitraum.

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