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Green Claims in der Ökobranche

Podium mit Männern und Frauen

Eine rege Diskussion mit den Teilnehmenden führten die Fachleute über Green Claims in der Ökobranche. Von links nach rechts: Philip Luthardt, Dr. Florian Antony, Elisa Jäckel, Fritz Konz, Simone Gärtner, Lucia Scharl, Renate Dylla und Axel Wirz. Foto: Jennifer Hirsch

Der aktuelle Entwurf der Green-Claims-Richtlinie der EU-Kommission schränkt die Kommunikation mit Umwelt- und Nachhaltigkeitsaussagen erheblich ein. Der Beitrag "Was darf die Bio-Branche noch sagen? – Green Claims, der Product Environmental Footprint und mögliche Umweltaussagen", vorgestellt auf der diesjährigen BioFach, stieß deshalb auf großes Interesse. Das FiBL Deutschland erstellte mit Projektpartnern ein Rechtsgutachten, welches anhand konkreter Produktauslobungen klärt, welche Aussagen über Biolebensmittel weiterhin zulässig sein werden.

Nach der Begrüßung der rund 100 Teilnehmenden durch Axel Wirz (FiBL) stellte Renate Dylla (Büro Lebensmittelkunde und Qualität) kurz das gesamte BÖL-Forschungsprojekt "Überprüfung der Ressourceneffizienz von Ökolebensmitteln anhand des Product Enviromental Footprint und Einordnung in eine Nachhaltigkeitsstrategie", kurz "Öko-PEF" vor. Unter der Projektleitung von Axel Wirz, FiBL Deutschland, wurden bei drei Herstellenden von Biolebensmitteln die Produktgruppen Pasta, Milch und Fleisch mit dem PEF überprüft sowie alle Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens anhand der Nachhaltigkeitsstrategien Effizienz, Konsistenz und Suffizienz betrachtet. Zusätzlich wurden über einen Online-Fragebogen Bioherstellende zu der Datenverfügbarkeit zur Berechnung des PEF im Unternehmen befragt. Abschluss des Projektes bildet das Rechtsgutachten zu den Green Claims, welches aufgrund der aktuellen Diskussion in der EU zum PEF und den Green Claims entstand.

Green Washing einen Riegel vorschieben

Im Anschluss ordnete Simone Gärtner (AÖL e.V.)  die Green Claims Richtlinie in die Klima- und Agrarpolitik der EU ein. Rechtsanwältin Lucia Scharl (WBS legal) präsentierte die wesentlichen Ergebnisse des umfangreichen Rechtsgutachtens. Die praxisnahen Beispiele schärften dabei das Verständnis für die rechtlichen Rahmenbedingungen.
Die wichtigste Botschaft: Umwelt- und Nachhaltigkeitsaussagen müssen, sobald sie den Rahmen der EU-Öko-Verordnung verlassen, durch international anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse belegt sein. Ein Problem könnte hierbei für sogenannte Bio+ bzw. Verbandsware entstehen: Da die Bioverbände mit ihren deutlich strengeren Richtlinien und Vorgaben über die Anforderungen der Öko-Verordnung hinausgehen, könnten deren Aussagen folglich nicht mehr auf Basis der Öko-Verordnung begründet werden. Die Verbände müssten den Mehrwert ihrer Ware glaubhaft machen.

Unabhängige Prüfung

Da die Öko-Verordnung "nur" die Produktion von Lebensmitteln, nicht aber die Herstellung von Verpackungsmaterial umfasst, gilt die Substantiierungspflicht auch für Umweltaussagen, die Lebensmittelverpackungen betreffen. Darüber hinaus wird das Anbringen von Nachhaltigkeitssiegeln (darunter auch sämtliche Gütesiegel und Vertrauenszeichen) nur noch möglich sein, wenn sie auf einem unabhängigen Zertifizierungssystem beruhen oder von einer staatlichen Stelle festgelegt wurden. Die Kontrolle der Einhaltung der Anforderungen muss dabei objektiv sein, auf internationalen, europäischen oder nationalen Normen oder Verfahren beruhen und von einer neutralen Institution durchgeführt werden, die vom Inhaber des Zertifizierungssystems und dem Gewerbetreibenden unabhängig ist. Ein erlaubtes Nachhaltigkeitssiegel ist, z.B. das We-Care-Siegel, welches als (Unions-) Gewährleistungsmarke eine europäische staatliche Anerkennung hat und somit nicht im Widerspruch zur Green-Claims-Richtlinie steht.

Die Konsequenzen der Green Claims Direktive für die Biobranche wurden anschließend auf dem hochkarätig besetzten Podium mit Elisa Jäckel (Hipp-Gruppe), Fritz Konz (tegut…), Philip Luthhardt (Bohlsener Mühle), Dr. Florian Antony (Öko-Institut) und den Referent*innen intensiv beleuchtet und diskutiert. Die Diskussion bot Einblicke in verschiedene Perspektiven und ermöglichte es dem Publikum, Fragen zu stellen und sich aktiv am Dialog zu beteiligen. Es wurde deutlich, dass die Biobranche vor neuen kommunikativen Herausforderungen steht, aber auch Chancen sieht, sich klarer und authentischer zu positionieren.

Weitere Informationen

Kontakte

Link

fibl.org: Projektbeschreibung "Überprüfung der Ressourceneffizienz von Ökolebensmitteln anhand des Product Enviromental Footprint und Einordnung in eine Nachhaltigkeitsstrategie"