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Forschungsmöglichkeiten zum biologischen Landbau in Südostasien

Mann der neben seiner Gemüsekultur in einem Gewächshaus steht

Besuch eines Biobauernhofs in Nordthailand, um Methoden zur ökologischen Intensivierung kennenzulernen. (Foto: FiBL, Christian Grovermann)

In Südostasien besteht ein wachsendes Interesse an biologischem Anbau und Zertifizierung von Gemüse, um die lokalen Märkte mit unbedenklichen Produkten zu versorgen. Gemeinsam mit dem Zentrum für Agrarforschung in Vietnam (Centre for Agricultural Research and Ecological Studies, CARES) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hat das FiBL Schweiz im Jahr 2022 ein Projekt zu Biogemüse in Vietnam lanciert – das Projekt Agro-econvert. Auch der wachsende Biosektor in Thailand bietet interessante Möglichkeiten für die Zusammenarbeit in der Forschung.

FiBL Forscher Christian Grovermann hat drei Monate als Gastwissenschaftler im Südostasienbüro des Welt-Gemüsezentrums (World Vegetable Center, WorldVeg) in Thailand verbracht, um die Zusammenarbeit zwischen dem FiBL und landwirtschaftlichen Forschungsorganisationen in der Mekong-Region zu intensivieren. Dort besteht ein grosses Potenzial für Partnerschaften mit der FAO und WorldVeg, dem Forschungsinstitut für Hochland und Entwicklung in Thailand (Highland Research and Development Institute, HRDI) und der Universität von Kasetsart in Thailand (KU), sowie CARES in Vietnam.

Pestizidintensive Landwirtschaft in Südostasien

In ganz Südostasien ist der Einsatz von Chemikalien in der Landwirtschaft weit verbreitet, was schwerwiegende Auswirkungen auf die Lebensmittelsicherheit, die Gesundheit von Bauern und Bäuerinnen und die Integrität von Ökosystemen hat. Besonders gravierend sind die Probleme bei Obst und Gemüse. Studien haben gezeigt, dass 75 % der in der Gemüseproduktion in Südostasien eingesetzten Pestizide das wirtschaftliche Optimum überschreiten. Als Reaktion auf die chronische Über- und Fehlanwendung von Pestiziden in der Landwirtschaft haben die Regierungen in der Region versucht, die Lebensmittelsicherheit durch die Einführung und Förderung von Standards zu guten landwirtschaftlichen Praktiken und biologischer Landwirtschaft zu verbessern.

Partizipatives Garantiesystem als Lösung

Ziel des Agro-econvert-Projekts ist es, eine besondere Form der Biozertifizierung, das sogenannte "Participatory Guarantee System" (Partizipatives Garantiesystem, PGS), zu untersuchen und zu stärken. Bei diesem System werden Akkreditierung und Überwachung von Bauerngruppen in Absprache mit Einzelhändlern und NGOs durchgeführt. PGS Vietnam gibt es seit 2008. Derzeit steht es vor der Herausforderung, die Beteiligung der Landwirt*innen aufrechtzuerhalten und zu erhöhen. Aktuell sind 170 Gemüsebetriebe mit dem PGS Vietnam Label zertifiziert.

Neben einer Reihe von Forschungs- und Stakeholder-Aktivitäten versucht das Agro-econvert Projekt, die Wirksamkeit des Standards durch eine systematische Folgenabschätzung zu bewerten, die auf einer strukturierten Betriebsbefragung basiert. Die Ergebnisse zeigen, dass PGS-Betriebe keine chemischen Spritz- oder Düngemittel einsetzen, sondern sich auf eine Vielzahl agrarökologischer Praktiken verlassen, wie z.B. Fruchtfolgen, Mulchen oder Push-Pull (siehe Link unten). Die Folgenabschätzung zeigt, dass die biologische PGS-Zertifizierung wirtschaftliche, ökologische und soziale Vorteile bringen kann. Während die Auswirkungen von PGS auf die Einführung agrarökologischer Praktiken und die Leistungsfähigkeit dieser bei allen Indikatoren eindeutig positiv sind, sind die wirtschaftlichen Ergebnisse eher gemischt. Die finanziellen Erträge wurden zwar durch die Teilnahme am PGS-System positiv beeinflusst und stiegen um über 100 %. Jedoch gab es einen erheblichen Ertragsrückgang bei den Erntemengen von über 30 %. Dies und eine geringe Arbeitsrendite stellen Herausforderungen für die Wirtschaftlichkeit und die Skalierbarkeit der derzeitigen PGS-zertifizierten Gemüseproduktion in Nordvietnam dar.

Ziel für die Zukunft: Ertragslücke schliessen

Für das FiBL und die Partnerorganisationen ist es deshalb wichtig, auf Lösungen hinzuarbeiten, die helfen, die Ertragslücke zu verkleinern und Arbeitskräfte in biologischen Gemüsesystemen in Südostasien einzusparen. Bei einem Studienbesuch in zwei von HRDI und dem Royal Project geleiteten Biogemüseprojekten in Nordthailand wurde deutlich, dass der biologische Gemüseanbau ohne Ertragslücke und ohne exzessive Arbeitsbelastung funktionieren kann. Dies erfordert Innovationen für die ökologische Intensivierung: Saatgutselektion gemäss Biobedingungen, Produktion und Verpflanzung qualitativ hochwertiger Setzlinge und kontinuierliche Bodenverbesserung durch Kompost, Mist und fermentierte Ernterückstände. Hinweise von Landwirten und Landwirtinnen in den Projekten von HRDI und Royal Project deuten darauf hin, dass die Erträge bei Blattgemüse zwischen biologischem und konventionellem Anbau vergleichbar sind, wobei der Arbeitsaufwand kein grosses Hindernis darstellt. Dies deutet auf ein grosses Potenzial für die weitere Entwicklung und Förderung des biologischen Gemüseanbaus in der gesamten Region hin.

Autor: Christian Grovermann, FiBL Schweiz

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