Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome

FiBL-Studie bestätigt Defizit an Eiweisskomponenten für die Fütterung

Cover des ICOPP-Reports

Wiederkäuer sollten hauptsächlich Raufutter und kein oder wenig Kraftfutter fressen. Bild: FiBL

Rohproteinbedarf von Schweinen ("pigs"), Geflügel ("poultry") und Rindern ("bovine animals") für alle ICOPP-Länder. Quelle: FiBL.

Der Bedarf an Eiweissträgern in der Fütterung hat in den vergangenen Jahren ständig zugenommen. Eine vom FiBL verfasste Studie untersucht die Verfügbarkeit und den Bedarf an Biokraftfuttermitteln, im Besonderen an Eiweisskomponenten, in ausgewählten europäischen Ländern. Sie unterstreicht die Notwendigkeit von innovativen Lösungen. Insbesondere in der Schweiz und in den Niederlanden ist der Selbstversorgungsgrad sehr gering.

Die Eigenversorgung mit Futter zu evaluieren und zu verbessern - das war das Ziel des Projekts “Improved Contribution of Local Feed to Support 100% Organic Feed Supply to Pigs and Poultry (ICOPP)“, welches kürzlich abgeschlossen wurde. In dessen Rahmen hat das FiBL in Zusammenarbeit mit Partnern aus weiteren neun europäischen Ländern in einer Studie untersucht, wie gross die Nachfrage und das Angebot an Biofuttermitteln sind.

Der zunehmende Fleisch- und Eierkonsum liess den Bedarf an proteinhaltigen Kraftfuttermitteln für Rind, Schwein und Geflügel in den letzten 50 Jahren stark ansteigen. Die Gründe für das Proteindefizit sind vielseitig und unterschiedlich je nach Wirtschaftsweise. Ein grosses Versorgungsproblem in der konventionellen Landwirtschaft brachte das Verbot von Fleisch- und Knochenmehl als Konsequenz der BSE-Krise im Jahre 2001. In der biologischen Landwirtschaft hatte dieses Verbot hingegen keine Auswirkungen, da die Verfütterung von Tiermehl schon vor dem Verbot nicht zugelassen war. Sowohl in der konventionellen als auch in der biologischen Landwirtschaft erschweren jedoch wirtschaftliche Hindernisse und Besonderheiten im Anbau der Eiweisspflanzen die Situation auf dem Proteinmarkt. Bis heute kann eine Selbstversorgung mit Proteinfutter in der Europäischen Union ohne den Import von Soja aus Übersee nicht sichergestellt werden. Durch das stetige Wachstum des Biolandbaus sind Alternativen nötig, die immer grösser werdende Eiweisslücke zu schliessen.

Selbstversorgungsgrad: Status quo in der Schweiz

Für Kraftfutter berechnet sich der prozentuale Selbstversorgungsanteil je ICOPP-Partnerland anhand der tatsächlich produzierten Kraftfuttermenge und dem kalkulierten Bedarf an Kraftfutter. Die Schweiz hat einen relativ geringen Eigenversorgungsanteil von etwa 15 Prozent bei Kraftfutter und von etwa 11 Prozent bei Rohprotein im biologischen Landbau. Für die zehn ICOPP-Länder liegt die Selbstversorgungsrate für biologisch produziertes Kraftfutter bei 69 Prozent. Mit Ausnahme von Litauen übersteigt in allen Ländern der Bedarf nach Rohprotein bei Weitem das Angebot. Dadurch besteht in den untersuchten Ländern ein Rohproteindefizit von etwa 135 000 Tonnen; insgesamt werden mehr als 300 000 Tonnen verfüttert. Davon gehen 17 Prozent an Schweine, 34 Prozent an Geflügel und 49 Prozent an Wiederkäuer. Es scheint jedoch sehr unrealistisch, dass die untersuchten Länder in naher Zukunft in der Lage sind, den Bedarf nach biologisch produziertem Proteinfutter alleine abdecken zu können und die Eiweisspflanzenproduktion zu erhöhen. Klimatische Bedingungen sind beispielsweise ein limitierender Faktor beim Anbau von Proteinpflanzen.

Ressourcen effizient nutzen

Eine Möglichkeit zur Reduzierung des Proteindefizits liegt in der verbesserten Ressourceneffizienz: Wiederkäuer sollten hauptsächlich Raufutter und kein oder wenig Kraftfutter bekommen. Berechnungen des ICOPP-Projekts zeigten, dass dieser Strategie enormes Potenzial zukommt. Des Weiteren beleuchtete eine Literaturstudie das Potenzial von ölreichen Proteinpflanzen wie Soja, Raps, Sonnenblumen und Alfalfa sowie stärkereichen Proteinpflanzen wie Erbsen und Ackerbohnen. Trotz der Implementierung nationaler Programme und europäischer Massnahmen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union zur Förderung des Eiweisspflanzenanbaus ist die Versorgungslage europaweit immer noch mangelhaft. Eine vertretbare Menge an Eiweissfuttermittelimporten wird deshalb vorerst notwendig bleiben.

Die Studie wurde im Rahmen des CORE Organic-Projekts "Improved Contribution of Local Feed to Support 100% Organic Feed Supply to Pigs and Poultry (ICOPP)" erstellt.  Die Arbeiten an der Studie wurden von den CORE Organic-Projektpartnern sowie vom Migros-Genossenschaftsbund unterstützt.
 

Weitere Informationen

Kontakt

Bestellung/Download

Die Studie "Report on organic protein availability and demand in Europe" kann im FiBL-Shop abgerufen und bestellt werden.

Links