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Exkursion Vitiforst 2023 – diverse Praxisbeispiele

Gruppenfoto mit rund 18 Personen vor drei Bäumen und wenigen sichtbaren Reben

Die Exkursionsgruppe konnte neue Eindrücke und Ideen mit nach Hause nehmen. (Foto: Marian Laube)

Im Jubiläumsjahr des FiBL reisten die Teilnehmenden der vom FiBL Schweiz organisierten Vitiforst-Exkursion im Juli in die deutsche Weinbauregion Rheinhessen und besichtigten die dort neu gepflanzten Vitiforst-Weinberge. Im Zentrum standen Ansätze rund um das Thema "Nachhaltiger Weinbau der Zukunft". Interessierte Winzerinnen und Winzern hatten die Gelegenheit für den Austausch untereinander, aber auch mit ihren Berufskolleginnen und -kollegen im Nachbarland.

23 Winzer und Winzerinnen aus der ganzen Schweiz waren gemeinsam mit Linnéa Hauenstein und Thomas Löliger vom FiBL unterwegs. Die weitläufigen Rebberge Rheinhessens, das grösste Weinanbaugebiet in Deutschland, begrüssten die Teilnehmenden nach einer vierstündigen Fahrt. Auf dem Programm standen drei beispielhafte Betriebe, die alle auf ihre Art einen Beitrag zur Aufwertung und Diversifizierung dieser Weinregion leisten.

Drei Betriebskonzepte

Philipp Freitag vom gleichnamigen Weingut in Saulheim führte bei der ersten Station die im Frühjahr gepflanzten Heckenstrukturen und Gehölzstreifen vor, welche unter anderem zur Förderung der Biodiversität gepflanzt wurden.

Weiter ging es zum Weingut von Hanneke Schönhals in Biebelnheim. Hier erwartete die Teilnehmenden eine Verkostung und Vorstellung der Initiative Zukunftsweine, welche von Schönhals mitbegründet wurde. Dabei handelt sich um einen Zusammenschluss von Betrieben, die einen gemeinsamen Auftritt zur Förderung und Vermarktung von Weinen aus pilzresistenten Sorten (PIWI) verfolgt.

Den Tagesabschluss machte das Bioweingut Hemer, ein 50 Hektar grosser Traditionsbetrieb in Worms Abenheim. Felix Hemer, der das Weingut mit seinem Onkel und seiner Tante bewirtschaftet, zeigte den Teilnehmenden den neu angelegten Vitiforst. Auf einer halben Hektare mit PIWI Sorten bestockten Rebfläche wurden in zwei Rebzeilen Schattenbäume wie Maulbeere oder Feldahorn gepflanzt. In einer breiteren Rebgasse wurden diverse Obstbäume gepflanzt, die nicht nur die Diversität steigern, sondern auch die Familie und die Kundschaft mit Obst zum selber pflücken erfreuen soll.

An Mosel und Saar

Am nächsten Tag ging es weiter an die Saar, in ein Seitental der beliebten Moselregion. Die steilen Weinberge entlang des Flusstals und an den anschliessenden Hügelzügen zeigten auf eindrückliche Weise die Vielseitigkeit der Weinbaugebiete Deutschlands.

Als erste Station wurde das Weingut Dr. Frey in Kanzem besucht. Betriebsleiter Cord Tressler präsentierte vor dem gemeinsamen Mittagessen das abgeschlossene EU-Projekt "Diverfarming", in welchem sie als Projektbetrieb beteiligt waren. Im Rahmen des Projekts wurden ätherische Kräuter wie Thymian und Oregano im Unterstock der Reben gepflanzt.

Produktvielfalt durch Kräuter

Nach fünf Jahren Anbau wurden nicht nur viele Erfahrungen zum erfolgreichen Anbau dieser Kräuter gesammelt, Cord und seine Frau Katharina Tessler-Frey haben in Zusammenarbeit mit der Universität Trier auch neue Wege erschlossen, diese Kräuter zu zusätzliche Produkten in Form von ätherischen Ölen oder Hydrolaten weiterzuverarbeiten. Auch nach Abschluss des Projekts tüftelt die Familie Frey weiterhin an optimierten Lösungen für den Anbau, Ernte und Weiterverarbeitung der im Unterstock angebauten Kräutern.

Pappeln und Eichen

Gestärkt ging es nach einem Zwischenstopp in den mit Kräutern bepflanzten Weinbergen weiter ins Nachbardorf Ayl. Zum Abschluss der Reise besichtigte die Reisegruppe gemeinsam mit Winzer Florian Lauer vom Weingut Peter Lauer das Projekt Vitiforstweinberg der Gemeinde Ayl und den Universitäten Freiburg im Breisgau und Hohenheim. Hier wurde 2007 im Rahmen einer wissenschaftlichen Studie eine Agroforstanlage mit Pappeln und Eichen angelegt, die seither untersucht wird. Die gross gewachsenen Bäume beeindruckten, im Gespräch verwies Florian Lauer aber auch auf die Grenzen der Bewirtschaftung eines solchen Systems.

Ideen im Gepäck

Nach einem gemütlichen Abschluss in Ayl brach die Gruppe am dritten Tag wieder Richtung Schweiz auf. Bei einem kleinen Zwischenhalt in Elsass wurde gemeinsam eine weitere Anlage mit Obstbäumen und Reben besichtigt.

Beeindruckt waren die Reisegruppe von den Massstäben des Anbaus in den grossen Weinregionen in Deutschland und im Elsass. Umso dringender erschien es deshalb, auch zu Hause auf kleineren Flächen den Platz für mehr Diversität zu schaffen. Mit vielen Eindrücken im Gepäck ging es dann zurück in die Schweiz.

Autorin: Linnéa Hauenstein, FiBL Schweiz

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