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Erster Biozüchtungstag am FiBL: Biozüchtung im Aufwind

Frau erläutert die Folie einer Power-Point-Präsentation

FiBL-Mitarbeiterin Christine Arncken-Karutz berichtet über die Arbeiten an der Anthraknoseresistenz bei der weissen Lupine (Fotos: FiBL, Andreas Basler).

Mehrere Personen im Gespräch bei einem Apéro im Freien.

Niklaus Bolliger von Poma Culta diskutiert mit weiteren Besuchern der Tagung beim anschliessenden Apéro.

Ein Mann und eine Frau im Gespräch im Freien.

Amadeus Zschunke, Geschäftsführer der Sativa Rheinau AG und FiBL Mitarbeiterin Christine Arncken-Karutz tauschen sich beim Apéro aus.

Der Biolandbau benötigt dringend angepasste Sorten. Die Biopflanzenzüchtung soll deshalb vorangetrieben werden. Ein Schritt in diese Richtung ist das Vernetzen der verschiedenen Akteure. Beim ersten Biopflanzenzüchtungstag am FiBL in Frick am 19. Juli stand das Vorstellen der nationalen und europäischen Pflanzenzüchtungsprojekte im Vordergrund.

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL engagiert sich bereits seit zehn Jahren für die Forschung und Förderung der Biozüchtung mit dem Ziel der ökologischen Intensivierung des Biolandbaus und einer nachhaltigeren Lebensmittelproduktion. Der Biolandbau ist mehr als alle anderen Anbausysteme auf angepasste Sorten angewiesen, die speziell für und unter Biobedingungen gezüchtet werden. FiBL-Züchtungsexpertin und Organisatorin der Tagung, Monika Messmer, begründete so die Wichtigkeit des Themas beim Eröffnungsakt und stellte das FiBL als Kompetenzzentrum der Biozüchtung mit europäischer Strahlkraft vor. Wer sich dafür interessiert, was in der "Biozüchtungsszene" passiert, der war an der ersten Biopflanzenzüchtungstagung am FiBL im aargauischen Frick genau richtig. Das dichte Programm bot einen breiten Überblick der Pflanzenzüchtungsaktivitäten quer durch die Schweiz.

Von Nyon bis Scharans

Im Fokus standen die aktuellen Pflanzenzüchtungsprojekte, die im Rahmen des Programms "Förderung der Biozüchtung" vom Bundesamt für Landwirtschaft kofinanziert werden. Vorgestellt wurden diese vom FiBL zusammen mit den Partnern Agroscope, Delley Samen und Pflanzen AG, Getreidezüchtung Peter Kunz, Poma Culta und Sativa Rheinau AG. "Die Kofinanzierung ermöglicht uns bei laufenden Projekten wichtige Aspekte genauer zu untersuchen, wofür sonst schlicht das Geld fehlen würde" erklärt FiBL Mitarbeiter Pierre Hohmann. Hohmann forscht unter anderem an Interaktionen zwischen Erbse und assoziierten Bodenmikroorganismen, um die Leguminosenmüdigkeit zu überwinden. Das FiBL beschäftigt sich neben der Erbse auch mit den wichtigen Eiweisslieferanten Soja und Lupine. "Da Leguminosen Luftstickstoff binden sind sie für den Bioanbau zentral. Umso wichtiger ist deren Züchtung", betont Christine Arncken-Karutz. In Zusammenarbeit mit der Getreidezüchtung Peter Kunz arbeitet sie an der Anthraknoseresistenz bei der Weissen Lupine. Über die Selektion auf Unkrautunterdrückung und die Etablierung einer partizipativen Biozüchtung mit Landwirten bei Speisesoja berichtete Claude-Alain Betrix von Agroscope Changins. Extra von Scharans in Graubünden angereist war Andi Schmid vom neu gegründeten Unternehmen Realisation Schmid, um seine Pfirsichzüchtung vorzustellen.

Von Apfel bis Zwiebel

Niklaus Bolliger von Poma Culta bot spannende Einblicke in die biodynamische Apfelzüchtung auf robuste Sorten mit Geschmack, während bei dem Aprikosenzüchtungsprojekt von Agroscope Conthey und FiBL die Monilia-Resistenz im Vordergrund stand. Noémi Uehlinger von Sativa Rheinau AG berichtete über verschiedene Selektionsstrategien bei der Populationszüchtung von zellfusionsfreien Brokkolisorten. Spannend waren die Ausführungen von Amadeus Zschunke, Geschäftsführer der Sativa Rheinau AG, zu biokompatiblen und biozertifizierbaren Saatgutbehandlungsverfahren wie Priming, Pillierung und Keimreduzierung bei Gemüse.

Europäisches Umfeld

Vermehrt werden zum Thema auch grosse Projekte durch die EU unterstützt. FiBL-Forscher präsentierten die neuen EU-Projekte LIVESEED und BRESOV zur Förderung von Biosaatgut und Biozüchtung und ReMIX zur Züchtung auf Mischkultureignung. Zudem wurde über die neue EU-Ökoverordnung informiert, die 2021 in Kraft tritt und spezielle Versuche zur Förderung von Biosorten vorsieht. Bio Suisse ist bereits einen Schritt weiter und hat schon seit 2016 im Knospe-Reglement die Förderung von Biosorten bzw. Sorten für den Biolandbau festgeschrieben. So werden heute Sorten entsprechend des Züchtungsprozesses in verschiedene Kategorien eingeteilt.

Die über fünfzig Teilnehmer konnten am anschliessenden Apéro bei FiBL-Biowein weiter diskutieren und Erfahrungen austauschen. Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen wird es auch nächstes Jahr wieder eine Biozüchtungstagung geben.

Text: Monika Messmer und Seraina Vonzun, FiBL

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Monika Messmer

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