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Eine 40 Jahre alte Freundschaft zwischen dem FiBL und Bio Suisse mit laufend neuen Impulsen

Ursula Kretzschmar wirft einen poetischen Blick auf die gemeinsame Geschichte des FiBL und Bio Suisse. Das Gedicht in voller Länge befindet sich im unteren Teil des Textes. (Foto: FiBL, Andreas Basler)

Knut Schmidtke über gemeinsame Visionen zwischen dem FiBL und der Bio Suisse. (Foto: FiBL, Andreas Basler)

Otto Schmid über die Bedeutung der Knospe. (Foto: zvg.)

Bank mit diversen Logos und "40 Jahre Bio Suisse"

Die gravierte Holzbank der Gründerorganisationen FiBL, Biofarm, Bioterra, Demeter und Progana wurde an Bio Suisse zu ihrem 40-jährigen Jubiläum übergeben und soll an den gemeinsamen Weg erinnern. (Foto: FiBL, Andreas Basler)

Verschiedene Arten der Begegnung und Zusammenarbeit machen das 40-jährige Band zwischen dem FiBL und Bio Suisse unzerreissbar – drei Orte der Begegnung geben einen Einblick in die jüngere gemeinsame Geschichte.

"Für mich steht die Knospe für Neues, Keimendes, etwas sich Entwickelndes. Besonders durch die gemeinsame Praxisforschung setzen sich die Bio Suisse und das FiBL stark für die Weiterentwicklung des Biolandbaus ein", sagt Otto Schmid, langjähriger FiBL Mitarbeiter, Mitglied des ersten Vorstands der VSBLO (Vereinigung schweizerischer biologischer Landbauorganisationen), aus der Bio Suisse hervorging, und besonders involviert in der Richtlinienentwicklung. "Mit den ersten Richtlinien 1980 und der Gründung der Vereinigung 1981 wurde es möglich, die verschiedenen Gruppierungen im Biolandbau zusammenzubringen und ein Dach mit gemeinsamen Werten und Anforderungen zu schaffen. Die Pionierrolle der Bio Suisse in der Weiterentwicklung der biologischen Landwirtschaft ist auch in Zukunft sehr wichtig. Dabei ist es wichtig, einen starken Zusammenhalt zu behalten und offen für Neuentwicklungen zu bleiben. Deshalb sind ein aktiver Einbezug der verschiedenen Akteure und der Erhalt des Pioniergeistes notwendig", sagt Otto Schmid.

1981 gab es offiziell 206 Biolandwirtschaftsbetriebe, davon befanden sich 73 noch in der Umstellung. Heute vereint Bio Suisse unter ihrem Dach über 7000 Knospe-Betriebe (die Knospe ist das Label von Bio Suisse). Bio Suisse hat sich während ihrer 40-jährigen Geschichte stark entwickelt, was sowohl bedeutsam für die Weiterentwicklung des Biolandbaus in der Schweiz ist, als auch die Zusammenarbeit mit dem FiBL gestärkt hat. Drei "Begegnungsorte" geben einen Einblick in diese vielfältige Zusammenarbeit zwischen dem FiBL und Bio Suisse.

Begegnungsort Projekt – Am Beispiel ProBio

ProBio fördert in erster Linie den Austausch zwischen den Landwirt*innen und hat auch die Zusammenarbeit zwischen Bio Suisse und FiBL sowie zwischen dem FiBL und den Betrieben intensiviert. ProBio schafft eine Wissensplattform, durch die Biobäuerinnen und -bauern die Möglichkeit haben, sich zu spezifischen Themen miteinander auszutauschen. Ursprünglich hiess das Projekt "Provieh": Das Ziel war, dass man wieder vermehrt auf die Betriebe ging und damit der Kontakt zur "Basis" intensiviert wird. Als es 2015 startete, wurde vor allem über Themen rund um die Tierhaltung, bzw. um das Milchvieh diskutiert. In kurzer Zeit bildeten sich über 30 Arbeitskreise. "Gerade beim Thema Richtlinienverschärfung haben wir festgestellt, dass es zielführender ist, das Thema zuerst einmal an die Menschen in der Praxis heranzutragen und eine Diskussion zu starten, bevor die neuen Regelungen dann einfach eintreten", sagt FiBL Wissenschaftler Christophe Notz, Mitinitiator von Provieh.

2020 wurde der thematische Horizont nach sechs erfolgreichen Projektjahren erweitert und Provieh wurde in ProBio umgenannt, denn auch bei anderen landwirtschaftlichen Bereichen, wie zum Beispiel im Ackerbau, bestand Interesse, zusammenzukommen, Arbeitskreise zu bilden und den biologischen Landbau gemeinsam weiterzuentwickeln. Diese thematische Ausweitung ist auch Resultat der fruchtenden Kooperation zwischen Bio Suisse und dem FiBL.

Zu den Aktivitäten von ProBio gehören nebst den Diskussionsrunden in Arbeitskreisen auch Fachanlässe, wie Stallvisiten. Fachexpert*innen des FiBL gehen auf Knospe-Betriebe und stellen Erkenntnisse und Wissen zur Verfügung. Das Ziel ist, Motivation für die Gründung weiterer Arbeitskreise zu wecken. Die Idee dabei ist, dass sich die Bäuerinnen und Bauern in Arbeitskreisen selber organisieren und auch die Leitung der Gruppe übernehmen, was wiederum von Bio Suisse finanziell entschädigt wird.

Begegnungsort Nachhaltigkeitsbeurteilungen – SMART

Ein weiterer Begegnungsort stellt das Tool zur Nachhaltigkeitsbeurteilung dar: Sustainability Monitoring and Assessment RouTine, kurz SMART, ist ein Analyse- und Bewertungstool, das Nachhaltigkeitsleistungen auf verschiedenen Ebenen der Wertschöpfungskette (Betrieb, Verarbeitung und Handel) erfasst. Obwohl SMART auf Initiative des FiBL entstanden ist, war Bio Suisse bereits früh in die Weiterentwicklung und Anwendung involviert. Schliesslich war Bio Suisse im deutschsprachigen Raum der erste Verband, der den Bereich Nachhaltigkeitsbeurteilungen aktiv anging.

Für eine solche Nachhaltigkeitsbewertung wird an einem halben Tag der ganze landwirtschaftliche Betrieb betrachtet – von der Haltung der Tiere über die soziale Absicherung der Ehefrau – daraufhin wird ein Bericht erstellt. Bisher wurden mehr als 250 Knospe-Betriebe für die Weiterentwicklung der Standards und zur Verbesserung der Nachhaltigkeitsleistungen analysiert. "Es wurde uns schnell klar, dass der Besuch auf den Höfen selber nicht reicht. Viele Betriebe möchten noch besser werden, allerdings ist eine solche Weiterentwicklung oft nur möglich, wenn es einen direkten Nutzen gibt, beispielsweise eine zusätzliche Vergütung durch die Abnehmer*innen", hält Lukas Baumgart, SMART-Experte am FiBL, fest.

Deshalb wurde entschieden, die ganzen Wertschöpfungsketten anzuschauen. 2019 und 2020 wurden zwei Lieferketten von Bio Suisse Milchproduzenten unter die Lupe genommen und 2021 diejenige des Brotgetreides. Für Verarbeitungsbetriebe kommt dabei der ebenfalls auf SMART basierende Nachhaltigkeitscheck zum Einsatz, der eigens für Bio Suisse entwickelt wurde. Dieses Vorgehen stellte sich als sehr vielversprechend heraus. Und auch 2022 ist eine solche umfassende Nachhaltigkeitsbewertung geplant, das Thema steht derzeit noch nicht fest.

Zur Bio Suisse gehören über 7000 Landwirtschaftsbetriebe und über 1100 verarbeitende Unternehmen – wie können diese erreicht und dabei unterstützt werden, noch nachhaltiger zu wirtschaften? Hier steht das SMART-Team noch mitten im Prozess. Sicher ist, dass Bio Suisse weiterhin das entscheidende Bindeglied zwischen der Forschung, den Knospe-Betrieben sowie den Lizenznehmern ist, denn so kann sichergestellt werden, dass effizient ein gesamtes Netzwerk erreicht wird und nicht nur einzelne Betriebe und Unternehmen.

Begegnungsort Fachgruppen und gemeinsame Tradition

In vielen Fachgruppen von Bio Suisse sind auch Forschende und Beratende des FiBL Mitglied. So beispielsweise auch in der Fachgruppe Ackerkulturen. Zu den Kernaufgaben dieser Fachgruppe gehören die Entwicklung neuer Kulturen und Anbautechniken, vor allem aber auch der Markt sowie die jährlichen Preisverhandlungen. Hansueli Dierauer, seit 30 Jahren am FiBL in der Beratung und Forschung im Bereich Ackerbau tätig und Mitglied ebendieser Kommission, gibt einen Einblick am Beispiel des Weizen: "Schweizer Bioweizen hatte bis vor zehn Jahren wegen mangelnder Qualität einen schlechten Ruf im Vergleich zum konventionellen Weizen und den besten Bioweizen aus Kanada. In einem dreijährigen Projekt konnten die Schwachpunkte im Anbau lokalisiert werden und das FiBL organisierte mehrere Workshops mit der ganzen Wertschöpfungskette – von den Züchter*innen über die Landwirt*innen, Grossverteiler und Mühle bis hin zu den Forschenden und dem Verband. Es wurde viel Wissen ausgetauscht. Der wohl grösste Nutzen lag schlussendlich im gegenseitigen Austausch – Missverständnisse konnten aufgeklärt und das gegenseitige Verständnis gefördert werden."

In der Fachgruppe Ackerkulturen sind oft Produktmanager*innen von Bio Suisse das Verbindungsstück zum FiBL. Sie suchen fachkräftige Auskunft, wobei die Fragen ganz unterschiedlicher Natur sein können – beispielsweise geht es um Einschätzungen zur Ernte verschiedener Ackerkulturen. Das Verhältnis zu den Produktmanager*innen ist geprägt von hohem gegenseitigem Vertrauen und die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut.

Zu den grossen Erfolgen der Fachgruppe zählt auch die Etablierung der Knospe-Ackerbaubeiträge (KABB) im Jahr 2008 aufgrund der Initiative der beiden Mitgliedorganisationen FiBL und Biofarm. Die KABB wurden damals ins Leben gerufen, weil die finanziellen Mittel fehlten, um die Sortenprüfung von Ackerkulturen voranzutreiben, den Rapsanbau zu fördern, die Entwicklung von Mischkulturen zu unterstützen oder auch die reduzierte Bodenbearbeitung zu fördern. Jedes einzelne Projekt hat den Biolandbau wieder ein Stück weitergebracht.

Mit dem Schweizer Bioackerbautag konnte das FiBL zusammen mit Sativa (Anbieter und Züchter von biologischem und biodynamischem Saatgut) und Bio Suisse zudem eine Tradition im Bereich Ackerbau etablieren: Der Schweizer Bioackerbautag wurde 2012 das erste Mal durchgeführt und hat bei den Produzent*innen mittlerweile einen festen Platz in der Agenda eingenommen. Dieser Tag ist in erster Linie den Bioackerbauern und -bäuerinnen gewidmet. Hier werden verschiedenen Posten, die neuesten Techniken und Kulturen vorgestellt, neue Maschinen vorgeführt und es findet ein angeregter Austausch zwischen Expert*innen und Praktiker*innen statt. Der nächste Schweizer Bioackerbautag findet am 8. und 9. Juni 2022 auf dem Hardhof der Familie Lüscher in Holziken AG statt.

Gemeinsame Vision und poetischer Rückblick

Die drei Begegnungsorte zeigen auf, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen dem FiBL und Bio Suisse heute und auch in Zukunft ist. "Der heutige Status, der Bio in der Schweiz hat, ist zum grossen Teil auf die Pionierarbeit von Bio Suisse zurückzuführen, die stets im Austausch mit den Landwirt*innen, Konsument*innen und nicht zuletzt auch dem FiBL steht. Auch 40 Jahre später haben wir gemeinsame Visionen und wollen uns für eine zukunftsfähige Biolandwirtschaft einsetzen", betont Knut Schmidtke, Direktor für Forschung, Extension & Innovation am FiBL. Das gemeinsame Ziel einer klimaneutralen Landwirtschaft wird Bio Suisse und das FiBL noch näher zusammenschweissen. Gleichzeitig sieht Otto Schmid für die gemeinsame Zusammenarbeit in der Zukunft Potenzial in der Gemeinschaftsverpflegung: "Städte werden in Zukunft eine grosse Rolle in der Ernährungspolitik spielen. Da wünsche ich mir, dass Bio Suisse zusammen mit Städten und mit Unterstützung des FiBL nachhaltige Ernährungs- und Beschaffungsstrategien mit mehr Bio in der Gemeinschaftsverpflegung entwickelt. Letztlich geht es um einen gesellschaftlichen Mehrwert, den der Biolandbau erbringt. Bio Suisse und das FiBL müssen ihren Beitrag leisten, diesen Mehrwert und dessen Qualitäten sowohl bei den Produkten als auch in den Prozessen zu dokumentieren und weiterzuentwickeln."

Ursula Kretzschmar vom Departement für Sozioökonomie am FiBL, früher tätig bei Bio Suisse in den Bereichen Labelvergabe, Verarbeitung und Handel, wirft einen poetischen Blick auf die gemeinsame Geschichte: 

Politisch sind mr zäme aktiv gsi,
E mänge Erfolg isch dribi;
dass Diräktzahlige sind cho,
dass s’Gentechmoratorium duregesetzt und isch blibe stoh.

S FiBL Logo unser Gschängg,
händ ihr brocht zum Konsumänt,
jetzt isch es bekannt und wird sich witer verbreite,
und hoffentlig no lang d’Konsumänte begleite.

Im Verband händ ihr d Buura aliege verträte,
Und uns nach Wärkzüg zum erfolgriche buure bätte.

Als Symbiose sind mir die letzschte 40 Johr mitenand unterwägs,
das isch kai Glägs,
Mir hoffe es wird so wieter goh
und die tolli Zämearbet blibt so stoh!

I däm Kontext alles Gueti und härzlige Dangg vom FiBL do
für die tolle 40 Johr! 

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Jannick Scherrer

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