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Der Biolandbau trauert um Werner Lampert

Werner Lampert und Urs Niggli bei Pressekonferenz

Pressekonferenz Oktober 2010: Werner Lampert und Urs Niggli präsentieren den neuen ökologischen Fußabdruck der Biomarke "Zurück zum Ursprung" (Foto: APA Fotoservice, Ian Ehm)

Werner Lampert, der mutige und unermüdliche Pionier, ist im Oktober 2025 überraschend verstorben. Dem FiBL Österreich war er seit vielen Jahren eng verbunden – durch Projekte, Kooperationen und eine gemeinsame Vision für eine nachhaltige Landwirtschaft. Im Folgenden veröffentlichen wir einen persönlichen Nachruf von Urs Niggli, dem Obmann des FiBL Österreich.

Ein Pionier mit großer Schaffenskraft und prägender Wirkung auf die Entwicklung des Biolandbaus ist von uns gegangen. Das plötzliche Ableben von Werner Lampert trifft den Biolandbau in einer Phase, in der seine Ideen, sein Weitblick und seine Energie dringend gebraucht würden. In den vergangenen 30 Jahren hat sich der Biolandbau dynamisch entwickelt und vielen Landwirt*innen neue Chancen eröffnet. Dennoch fragen sich heute viele in der Biobranche, wohin sich der Biolandbau künftig bewegen wird. Mit dem Tod von Werner Lampert verliert der deutschsprachige Raum seinen wichtigsten Impulsgeber.

1994 überzeugte er den Unternehmer Karl Wlaschek, in der Supermarktkette Billa ein qualitativ hochwertiges Biosortiment unter der Marke "Ja! Natürlich" einzuführen – ein waghalsiger Schritt, denn bis dahin wurden Bioprodukte ausschließlich über alternative Kanäle wie Direktvermarktung und Bioläden verkauft. Werners unternehmerischer Mut wurde belohnt: Das Konzept war ein großer Erfolg – für ihn, für den Konzern und letztlich für die gesamte Branche. Bald folgten zahlreiche Nachahmer in ganz Europa, und der Biolandbau erhielt einen ungeahnten Auftrieb.

Mit seiner "Push & Pull"-Strategie prägte Werner Lampert ein Grundprinzip nachhaltiger Landwirtschaft: Die öffentlichen Direktzahlungen stoßen Landwirt*innen an, natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser, Luft und Biodiversität zu schützen, während der Markt zieht, indem er neue Absatzmöglichkeiten für ihre hochwertigen Produkte schafft.

Ich erinnere mich gut an die erste von der EU organisierte Konferenz zu den Potenzialen des Biolandbaus 1999 in Baden bei Wien – Werner Lamperts Erfolg war in aller Munde. Die EU-Kommission leitete daraus eine lange Phase intensiver Förderung ein: Forschungsprogramme, Gesetzgebung zur Kontrolle und Zertifizierung, das EU-Bio-Label und europaweite Marketingkampagnen folgten.

Doch Werner Lampert ruhte sich nie auf seinen Erfolgen aus. Er wollte den Biolandbau weiterentwickeln und neue Kund*innen gewinnen. Für den Diskonter Hofer entwickelte er die Marke "Zurück zum Ursprung". Ich erinnere mich an viele Gespräche in seinem Haus in Salzburg, meist während der Salzburger Festspiele, in denen wir überlegten, wie sich die UNO-Nachhaltigkeitsziele in den Biolandbau und in die Vermarktung integrieren ließen. Daraus entstand eine enge Zusammenarbeit mit den Forschungsinstituten FiBL Schweiz und FiBL Österreich.

"Zurück zum Ursprung", 2006 eingeführt, wurde rasch ein Erfolg und war eine Wegbereiterin für den Product Environmental Footprint (PEF). Doch selbst das genügte Werner Lampert nicht: Er wollte auch regional benachteiligte Betriebe, etwa in Bergregionen, an den Erfolgen teilhaben lassen. Gemeinsam mit dem FiBL Österreich arbeitete er intensiv daran, den PEF um das Kriterium der Regionalität zu erweitern und sicherzustellen, dass Regionen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch und sozial nachhaltig weiterentwickelt werden können.

Die Energie und Kreativität von Werner Lampert schienen unerschöpflich. Ganz nebenbei schrieb er inspirierende Sachbücher. Ein besonders eindrucksvolles Werk ist "Die Kuh – eine Hommage", in dem er gemeinsam mit Fotografen die wichtigsten Kuhrassen und Wildformen porträtierte und jedem Tier eine poetisch-fundierte Beschreibung widmete. Kein anderes Werk dokumentiert die Aufgabe der Menschheit – den Erhalt der über 15.000 Jahre gewachsenen Vielfalt – so eindrücklich.

Lieber Werner, wir werden Dich mehr und mehr vermissen!
Urs Niggli

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Andreas Kranzler

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