Diese Website unterstützt Internet Explorer 11 nicht mehr. Bitte nutzen Sie zur besseren Ansicht und Bedienbarkeit einen aktuelleren Browser wie z.B. Firefox, Chrome

Auftakt zum Projekt "Gentle Dairy": Natürliche Laktationsinduktion bei nicht trächtigen Ziegen

Gruppenbild mit 15 Personen, rechts hinten 4 Ziegen

Teilnehmende der Auftaktveranstaltung des Projekts "Gentle Dairy" (Foto: FiBL Frankreich)

Im April 2023 startete das FiBL Frankreich zusammen mit Vier Pfoten das Projekt "Gentle Dairy" mit einer Auftaktveranstaltung auf einem Ziegenbetrieb in der Region Auvergne-Rhône Alpes in Frankreich.

Ziel des dreijährigen Forschungsprojektes ist es, die Faktoren zu untersuchen, die eine Laktationsinduktion bei nicht trächtigen Ziegen begünstigen. Dazu werden in diesem Sommer etwa 150 Ziegen aus 10 bis 12 verschiedenen Betrieben nicht gedeckt. Diese nicht trächtigen Ziegen sowie die gleiche Anzahl trächtiger Ziegen, die als Kontrollgruppe dienen, stehen im Mittelpunkt der Untersuchungen und werden im Jahr 2024 wissenschaftlich begleitet, das heisst die Milchleistung und  die an der Laktation beteiligten Hormone werden gemessen und das Tierwohl beurteilt. Das Projekt umfasst auch Workshops in Frankreich, der Schweiz, Deutschland und Österreich, um die natürliche Laktationsinduktion auf breiter Basis mit allen Beteiligten des Sektors zu diskutieren.

Die Veranstaltung brachte verschiedene Akteurinnen und Akteure zusammen: Teams des FiBL Frankreich und FiBL Schweiz, die das Projekt durchführen, Teams von Vier Pfoten, die das Projekt finanzieren und unterstützen, Medienschaffende, am Projekt teilnehmende Landwirtinnen und Landwirte und andere Interessenvertreter*innen. Sie fand auf dem Ziegenbetrieb von Anne-Laure Vautrin in der Region Auvergne-Rhône Alpes in Frankreich statt. Anne-Laure Vautrin ist eine Botschafterin des Projekts, denn in diesem Jahr wird die Hälfte ihrer Ziegen nicht gedeckt und ohne Trächtigkeit in die Laktation gebracht.

Ziegenkäse ohne Kitze produzieren

Mehrere französische Ziegenhalter und Ziegenhalterinnen haben festgestellt, dass einige nicht trächtige Ziegen nach dem Trockenstellen ohne Hormonbehandlung laktieren können. Dies ist besonders interessant im Zusammenhang mit dem schlechten Absatz von Kitzen und der geringeren Langlebigkeit der Ziegen aufgrund wiederholter Trächtigkeit. Beide Punkte haben direkten Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Ziegenhaltung und sind auch für den Tierschutz von grosser Bedeutung.

Ein Pilotprojekt mit vielversprechenden Ergebnissen

Das FiBL Frankreich hat in den Jahren 2021 und 2022 auf sechs Betrieben ein Pilotprojekt mit dem Namen "Lactodouce" durchgeführt, um zu prüfen, ob es möglich ist, bei nicht trächtigen Ziegen die Laktation einzuleiten. Dazu wurden die Zitzen der nicht trächtigen Ziegen im Melkstand auch manuell stimuliert, parallel zum Melken der trächtigen Ziegen. Die Ergebnisse des Lactodouce-Projekts zeigten, dass etwa 60 Prozent der nicht trächtigen Ziegen mit der Laktation begannen, wobei die Milchproduktion nur um 30 Prozent geringer war als bei trächtigen Ziegen. Diese ersten wissenschaftlichen Ergebnisse sind vielversprechend und bilden die Grundlage für eine genauere wissenschaftliche Untersuchung der Faktoren, die die Laktation bei nicht trächtigen Ziegen auslösen.

Das Projekt Gentle Dairy

Das Projekt "Gentle Dairy", das aus einer Zusammenarbeit zwischen dem FiBL Frankreich und Vier Pfoten hervorgegangen ist, hat drei Schwerpunkte:

  1. Eine wissenschaftliche Studie auf 10 bis 12 Ziegenbetrieben in der Region Auvergne-Rhône-Alpes zur Untersuchung der Faktoren, die die Laktationsinduktion bei nicht trächtigen Ziegen begünstigen. Insbesondere soll festgestellt werden, ob die Laktationsinduktion von folgenden Faktoren abhängt:
    • Rasse (Saane vs. Alpine)
    • das Produktionsniveau der Ziegen (mittlere vs. hohe Milchleistung)
    • die Anzahl der vorangegangenen Geburten
    • die Gruppenhaltung von Kitzen und Ziegen

    Im Rahmen des Projektes soll auch untersucht werden, ob das Tierwohl der Ziegen verbessert wird, wenn die Laktation ohne vorherige Trächtigkeit eingeleitet wird.

  2. Es werden Workshops in Frankreich, der Schweiz, Österreich und Deutschland organisiert, um die ersten Forschungsergebnisse zu diesem Thema zu teilen und vor allem einen Erfahrungs- und Meinungsaustausch zwischen Landwirt*innen zu diesem Thema in all seinen Dimensionen zu ermöglichen: wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch, technisch.
  3. Die Ergebnisse werden auf Fachkonferenzen auf nationaler und internationaler Ebene (Frankreich, Schweiz, Österreich, Deutschland) vorgestellt werden.

Weitere Informationen

Kontakt

Link

fibl.org: Projekt "Gentle Dairy" in der FiBL Projektdatenbank (in Englisch)