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Aufräumen mit dem Stickstoff-Mythos: Mit weniger Stickstoffdünger zu mehr Ernährungssicherheit

Cover Bericht

Titelseite des Berichts "Less, better and circular use – how to get rid of surplus nitrogen without endangering food security"

Karte

Stickstoffbudget im Boden pro Land. (Karte: FiBL, nach Ludemann et al. 2023)

Getreidefeld

85 bis 95% des dem Boden zugeführten Stickstoffs geht verloren. (Foto: Jahoo Clouseau 2017, pexels)

Die Abhängigkeit unseres Lebensmittelsystems von auf fossilen Brennstoffen basierenden Düngemitteln hat zu verheerenden Auswirkungen auf die Umwelt geführt. Dies zeigt der neue Bericht des FiBL "Less, better and circular use - how to get rid of excess nitrogen without endangering food security". 85 bis 95 Prozent des dem Boden zugeführten Stickstoffs geht verloren. Der Bericht fordert die Industrie und die Regierungen auf, solide Pläne für die nahe Zukunft zu entwickeln, bei denen 50 Prozent weniger Stickstoff verwendet wird.

Im 20. Jahrhundert ermöglichte das Haber-Bosch-Verfahren die grosstechnische Herstellung von Mineraldünger und machte Stickstoff für das Pflanzenwachstum allgemein verfügbar. Dies trug dazu bei, die Zahl der Menschen, die pro Hektar Ackerland leben können, von 2 auf fast 4,5 Personen zu erhöhen. Der Einsatz von Mineraldüngern hat jedoch dazu geführt, dass unser Ernährungssystem von fossilen Brennstoffen abhängig ist. Da das Haber-Bosch-Verfahren energieintensiv ist, werden derzeit etwa 1-2 Prozent der weltweiten Energie für die Düngemittelproduktion aufgewendet, wobei etwa 95 Prozent dieser Energie für stickstoffbasierte Düngemittel verwendet werden.

Die wichtigsten Aussagen des Berichts sind:

  • Der übermäßige Einsatz von Stickstoffdüngern hat schwerwiegende Folgen für die Umwelt, darunter Biodiversitätsverlust, Bodendegradation, schlechtere Süßwasserqualität und erhebliche Treibhausgasemissionen. 
  • 85 bis 95 Prozent des auf den Boden ausgebrachten Stickstoffs geht verloren und gelangt nicht in Nahrungsmitteln zu uns. Momentan ist der jährliche Stickstoffüberschuss doppelt so hoch wie die Menge, die mit den planetarischen Grenzen vereinbar ist. Die Gesamteffizienz der Stickstoffnutzung in Lebensmittelsystemen beträgt nur 5 bis 15 Prozent, was auf enorme Verluste hindeutet.
  • Ernährungssicherheit ist auch mit weniger Stickstoff möglich: Bei massiver Überversorgung und geringer Nutzungseffizienz kann viel Stickstoff eingespart werden, ohne dass die Erträge sinken. Dort, wo hingegen Stickstoffknappheit und Bodendegradation herrschen, sollte Stickstoff besser rezykliert werden, bevor und während neuer Stickstoff zugefügt wird. 
  • Um Lösungen zu finden brauchen wir glaubwürdige Businesspläne der Industrie für eine Zukunft mit 50 % weniger Stickstoff; wir brauchen ein glaubwürdiges Engagement der Regierungen für eine Vollkostenrechnung; wir brauchen glaubwürdige Signale aus der Landwirtschaft, dem Lebensmittelsektor und der Gesellschaft für gegenseitige Unterstützung. Und das brauchen wir jetzt.

Am 15. November 2023 findet um 14 Uhr MEZ ein öffentliches Webinar zum Bericht statt. Teilnehmende haben die Möglichkeit, Fragen zum Bericht zu stellen und mehr über das Thema zu erfahren.

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Adrian Müller

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