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Anpassung an den Klimawandel: Agrarökologie als Schlüssel für die Landwirtschaft

Agrarökologisch produzierende Kleinbauern aus Meru Country, Kenia. Foto: Biovision, Peter Luethi

Der Klimawandel mit Folgen wie Trockenperioden, Unwetter und Überschwemmungen bedroht weltweit die Existenz von Bäuerinnen und Bauern und damit die Ernährungssicherheit. Die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen FAO und Biovision haben in diesem Zusammenhang mit Beiträgen vom Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL eine Studie, mit Fokus Afrika südlich der Sahara, veröffentlicht. Diese belegt, dass die Anwendung agrarökologischer Methoden die Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel erhöht und zum Klimaschutz beiträgt. Die Studie zeigt zudem auf, in welche Richtung sich Ernährungssysteme entwickeln können, um besser gegen den Klimawandel gewappnet zu sein.

Die Agrarökologie inklusive Biolandbau bauen auf Schlüsselelementen auf, die mit einer grösseren Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel einhergehen. Dazu gehören eine verbesserte Bodengesundheit, eine erhöhte Biodiversität und eine hohe Diversifizierung innerhalb landwirtschaftlicher Produktionssysteme. Schliesslich trägt die Agrarökologie auch zum Klimaschutz bei, hauptsächlich durch einen grösseren Anteil von organischer Bodensubstanz (Bodenkohlenstoffsequestrierung), generell geringere Düngeniveaus mit tieferen bodenbürtigen Lachgasemissionen und einen verringerten Einsatz synthetischer Düngemittel mit entsprechenden Produktionsemissionen. Das zeigt die im Rahmen der Studie durchgeführte Metaanalyse zu Agrarökologie und Klimawandel.

Stärkung von Bäuerinnen und Bauern

Der Klimawandel stellt Bäuerinnen und Bauern in afrikanischen Ländern südlich der Sahara zuneh-mend vor Probleme: Unregelmässige Regenzeiten, Dürren, Stürme und Überschwemmungen zerstören ihre Ernten, gefährden die Ernährungssicherheit und ganz konkret die Lebensgrundlage der Bauernfamilien. Der Klimawandel erfordert einen Ausbau in Richtung Agrarökologie und die Stärkung der Bäuerinnen und Bauern bezüglich Klimaanpassungsfähigkeit. Die Studie zeigt, dass die bäuerlichen Betriebe, welche in Kenia und Senegal an agrarökologischen Projekten teilgenommen haben, widerstandsfähiger gegenüber den Folgen des Klimawandels sind. Sie sind besser in der Lage, Krisenzeiten zu bewältigen und für ihre Ernährungssicherheit zu sorgen.

Adrian Müller, FiBL-Mitarbeiter und Co-Autor der Metaanalyse in der Studie, sagt dazu: "Gesunde Böden sind der Schlüssel für eine nachhaltige Landwirtschaft und für Ernährungssysteme, welche mit den Herausforderungen des Klimawandels umgehen und Ernährungssicherheit garantieren können. Die Umsetzung der Agrarökologie in die Praxis und der biologische Landbau haben solche gesunden Böden zur Folge und verdienen deshalb umfassende Förderung."

Instrument für die internationale Klimapolitik

Analysiert wurde im Rahmen der Studie auch die Rolle der Agrarökologie in der internationalen Klimapolitik: Das Potenzial für eine Anpassung der Landwirtschaft an den Klimawandel und einen Beitrag zum Klimaschutz wird zunehmend erkannt. Für die Umsetzung der Agrarökologie mit ihrem systemischen, interdisziplinären und umfassenden Charakter greifen heutige Gesetze, Politikinstrumente und Strategien jedoch in der Regel zu kurz. Ein Umdenken im Politikdesign und in den Institutionen ist nötig, um das Potenzial der Agrarökologie voll ausschöpfen zu können.      

Frank Eyhorn, Geschäftsführer von Biovision, fordert deshalb jetzt konkrete Taten: "Die Fakten lassen sich nicht länger ignorieren. Die Folgen des Klimawandels aber auch der COVID-19-Pandemie zeigen, dass das vorherrschende System der industriellen Landwirtschaft sich in einer Sackgasse befindet. Die Entscheidungsträgerinnen und -träger sind jetzt gefragt, die Weichen neu zu stellen – und zwar in Richtung Agrarökologie."

Umsetzungsstrategien in Ausbildung, Beratung und Forschung

Die Studie liefert einige Schlüsselerkenntnisse. Erstens: Es ist genug Wissen vorhanden, um die Agrarökologie und deren Praktiken als Anpassungsstrategie an den Klimawandel zu fördern. Zweitens: Der interdisziplinäre und systemische Charakter der Agrarökologie ist eine Stärke, stellt jedoch besondere Herausforderungen an Politikdesign und Institutionen, um der Agrarökologie gerecht zu werden. Und drittens: Agrarökologie ist wissensintensiv und ihre Umsetzung bedarf entsprechender Strategien zu deren Förderung in Ausbildung, Beratung und Forschung.

Weitere Informationen

Kontakt

  • Adrian Müller, FiBL Schweiz
  • Fabio Leippert, Biovision, Lead-Autor, Tel. +41 (0)78 621 76 74

Downloads

Die Studie auf einen Blick (Factsheet) (506.1 KB)

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