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Kontrolle von inneren Parasiten bei der Ziege durch gezielte Entwurmung und der Verfütterung von Esparsette (Onobrychis viciifolia)

Abstract

Magen-Darm-Würmer & Anthelminthikaresistenz

Infektion mit inneren Parasiten gehören zu den wichtigsten Problemen in der Ziegenhaltung. Die für die Ziege bedeutendste Parasitengruppe ist jene der Magen-Darm Würmer, die auf Weideflächen allgegenwärtig ist. Infektionen mit diesen Erregern führen zu starken Leistungseinbussen und beeinträchtigen die Gesundheit der Tiere massiv.
Zur Bekämpfung der Parasiten werden chemisch-synthetische Medikamente, sogenannte Anthelminthika eingesetzt. Bis heute wird häufig unkontrolliert und ungezielt behandelt. In zunehmendem Maß sind die Ziegenhalter mit dem grossen Problem konfrontiert, dass die Parasiten gegen die meisten der verfügbaren Medikamente Resistenzen entwickelt haben. Diese Problematik verschärft sich, zusätzlich durch den Handel von Zuchttieren von Jahr zu Jahr und führt zu Behandlungsnotständen. Wegen der finanziellen Einbussen durch die daraus resultierende verminderte Milchleistung und hohe Tierarztkosten entschieden sich in neuester Zeit vor allem kleinere landwirtschaftliche Betriebe sogar zur Aufgabe der Ziegenzucht.
Da in naher Zukunft keine neuen chemischen Wirkstoffe zur Behandlung von Ziegen zu erwarten sind, ist die Suche nach alternativen Lösungen vordringlich. Verschiedene Ansätze zum langfristig effektiven Parasitenmanagement werden derzeit untersucht.

Gezielte Behandlung

Im Rahmen eines europäischen Forschungsprojekts zum Parasitenbefall bei Schafen und Rindern wurde kürzlich ein vielversprechender neuer Methodenkomplex für einen gezielten Einsatz der noch verbleibenden wirksamen Medikamente erarbeitet. Das entwickelte Vorgehen der ‚selektiven Behandlung‘ basiert auf der Erkenntnis, dass nur ca. 30 % einer beliebigen Schaf-, bzw. Rinderherde stark mit Magen-Darm Würmern befallen sind und eine Behandlung benötigen. Das Verfahren nutzt Parameter wie Milchleistung, Kotkonsistenz und Fellstruktur damit stark befallene Tiere einfach, schnell und kostengünstig durch den Tierhalter identifiziert und selektiv behandelt werden können. Der Großteil der Herde bleibt so unbehandelt. Das hat einen reduzierten Einsatz von Anthelminthika und damit eine Verminderung von Rückständen in Produkten und Umwelt zur Folge. Außerdem erreicht man dadurch eine Verlangsamung der Resistenzentwicklung. Die im EU-Projekt gewonnen Erkenntnisse werden bei Schafen und Rindern in einigen Ländern bereits erfolgreich umgesetzt. Für die Ziege steht die Erarbeitung und Validierung der gezielten Behandlung noch aus.

Esparsette: Eine Futterpflanze mit anthelminthischer Wirkung

Vor etwa 15 Jahren wurde in Neuseeland entdeckt, dass Weiden mit hohem Esparsettenanteil eine günstige Wirkung auf verwurmte Schafe haben. Dieser Effekt konnte in der Folge wissenschaftlich nachgewiesen werden und ist teilweise auf die kondensierten Tannine zurückzuführen, welche als Inhaltstoff in der Esparsette vorhanden sind. Die Tatsache, dass es möglich ist, mit einer Futterpflanze, welche die Tiere gut ernährt, zusätzlich innere Parasiten zu bekämpfen, ist äusserst attraktiv. Insbesondere auch darum, weil im Gegensatz zu chemisch-synthetischen Medikamenten keine Absetzfrist für Milch oder Fleisch eingehalten werden muss. Unterdessen sind weltweit verschiedene Versuche mit Esparsette und anderen tanninhaltigen Futterpflanzen gemacht worden. In der Schweiz hat sich die Forschung vor allem auf die entwurmenden Eigenschaften der Esparsette beim Schaf konzentriert. Es konnte unter anderem gezeigt werden, dass eine 16-tägige Fütterungsperiode mit frischer, geheuter oder silierter Esparsette die Wurmlast bei Lämmern um bis zu 60 % reduziert. In diesen Versuchen wurde die Esparsette zu jeweils 80-90 % der Ration gefüttert. Kürzlich wurden in der Schweiz erste Fütterungsversuche mit Esparsette bei der Ziege durchgeführt. Einerseits wurde im Jahr 2009 in einem gemeinsamen Projekt des Landwirtschaftszentrums St. Gallen und dem FiBL eine kombinierte Fütterung von Esparsettenpellets und -silage durchgeführt. Anderseits wurden im Rahmen eines Interreg IVa Projekts zwischen Frankreich und der Schweiz Versuche mit Ziegen gemacht.
Diese Versuche haben das Potenzial der Esparsettenfütterung als Kontrollstrategie gegen Magen-Darm Würmer bei der Ziege grundsätzlich bestätigt. Auf der anderen Seite haben die Versuche auch verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten zur Optimierung der Wirkung aufgezeigt.

Projektziele

  1. Ein Methodenkomplex für die gezielte anthelminthische Behandlung von Ziegen soll gemeinsam mit Ziegenzüchtern erarbeitet und validiert werden.
  2. Tiere, die eine anthelminthische Behandlung benötigen sollen in einem kontrollierten Versuch mit Esparsette ‚behandelt‘ werden. Die Wirkung wird mit jener der traditionellen chemischen Entwurmung verglichen
Projektpartner

Landwirtschaftszentrum Kanton St. Gallen

FiBL Projektleitung/ Kontakt
FiBL Mitarbeitende
  • Amsler-Kepalaite Zivile (Departement für Nutztierwissenschaften)
  • Perler Erika (Departement für Nutztierwissenschaften)
(nicht verlinkte Personen sind ehemalige FiBL Mitarbeitende)
FiBL Projektnummer 50022
Änderungsdatum 11.06.2019
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