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Mineralstoffversorgung von Milchkühen im biologisch-dynamischen Landbau ohne Mineralfutterzugabe unter besonderer Berücksichtigung des Phosphors

Abstract

Projektziel war die Evaluierung der Mineralfutter-Fütterungspraxis der biologisch-dynamischen Betriebe Deutschlands und der Schweiz. Es wurde untersucht, wie viele Betriebe auf eine Zufütterung von Mineralstoff-Futtermitteln an Milchkühe verzichten und unter welchen Bedingungen eine Fütterung ohne Mineralstoffzufuhr realisiert werden kann, ohne dass Mangelsituationen bei den Kühen auftreten.
 Im Fokus der Untersuchung stand dabei die Phosphorversorgung. Ein weiteres Ziel des Projektes war die Untersuchung, wie Kühe auf eine langjährig fehlende Zufütterung von externen Mineralstoffen, insbesondere Phosphor, reagieren und auf welcher Ebene des Nährstoff-Flusses Boden-Futter-Kuh gegebenenfalls Mangelsituationen auftraten.
Für die Untersuchung dieser Fragestellung bot der Breitwiesenhof in D-Ühlingen ideale Voraussetzungen. Mit dem Projekt wurde das Thema der Mineralstoffzufütterung in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft zur Diskussion gebracht. Darüber hinaus sollten Lösungsansätze für die biologisch-dynamische Praxis gefunden werden. Hierzu wurden sowohl naturwissenschaftliche als auch geisteswissenschaftliche Gesichtspunkte berücksichtigt.
 Ein entwickelter Lösungsansatz sollte experimentell in einer Herde mit Phosphormangel anzeigenden physiologischen Blutwerten getestet werden, hinsichtlich der Möglichkeiten, Phosphormangelsituationen entgegen zu wirken. Die Evaluation der Fütterungspraxis mittels einer schriftlichen Umfrage hat ergeben, dass bis zum jetzigen Stand des Fragebogenrücklaufes 70.3% der biologisch dynamischen Betriebe der Schweiz und Deutschlands Mineralfutter bei den Milchkühen einsetzt, während 29.7%vollständig darauf verzichten (mit Ausnahme von Viehsalz).
72% der antwortenden Betriebe sehen einen Forschungsbedarf zur Entwicklung von Alternativen zu chemisch-synthetischen Mineralfutterkomponenten. Aus dem für schriftliche Umfragen überdurchschnittlich hohen Rücklauf des Fragebogens von über 40% lässt sich ein hohes Interesse der Praktikerinnen und Praktiker an dem Thema schliessen. Die Ergebnisse der Umfrage legen die Schlussfolgerung nahe, dass externes Mineralfutter eingesetzt wird, um Mangelsituationen im Betrieb auszugleichen, dass andere Lösungswege, die betriebliche Phosphorsituation zu verbessern aber bevorzugt werden würden.
 Die Untersuchungen auf dem Breitwiesenhof lassen einen leichten Phosphormangel im Gesamtbetrieb feststellen. Niedrige P-Gehalte wurden vor allem in Boden und Futter des Dauergrünlandes analysiert. Bei sechs von neun untersuchten Kühen liegen die Blutgehalte des Phosphors im Normbereich, nur drei Kühe wiesen P-Gehalte unter dem Normbereich auf. Darüber hinaus ergaben die Analysen der Spurenelementgehalte im Blut der Kühe teilweisesehr niedrige Werte. Die Spurenelementversorgung im Ackerboden ist grösstenteils gering, während im Grünland die Spurenelemente in ausreichender Form zur Verfügung stehen.
Die Gehalte der Futtermittel korrelieren insgesamt mit dem jeweiligen Versorgungsgrad des Herkunftsbodens. Unter den gegebenen Voraussetzungen des Breitwiesenhofes der mehrjährigen mineralstofffreien und langjährigen kraftfutterfreien Fütterung der Milchkühe zeigen die Untersuchungen zwar einen leichten Mangel, aber keine massive Unterversorgung der Kühe. Dieses Ergebnis weist darauf hin, dass ohne externe P-Zufuhr eine nahezu ausreichende Versorgung möglich ist.
 Auch wenn die Unterversorgung nicht gravierend und nicht mit klinischen Mangelsymptomen verbunden ist, bot die Herde des Breitwiesenhofes die Möglichkeit, mithilfe von in einem dritten Projektteil zu erarbeitenden Methoden  zu untersuchen, ob sich die P-Versorgung der Kühe optimieren lässt. Die untersuchte Formulierung des Baldrianpräparates zeigte sich innerhalb des durchgeführten Versuches nicht als einflussnehmend auf die Harn- und Blutwerte, insbesondere hinsichtlich der P-Versorgung, und kann somit nicht für die Behandlung von P-Mangel bei Milchkühen empfohlen werden.
Im dritten Projektteil bestätigt sich das Ergebnis aus dem zweiten Projektteil, dass ca. ein Drittel der Milchkühe zu Beginn der Laktation niedrige P-Werte im Blut anzeigt, welche auf einen P-Mangel hindeuten. Somit bleibt eine praxistaugliche Empfehlung zur Behandlung von P-Mangeltieren noch offen. Die Selenwerte im Blut der Kühe auf dem Breitwiesenhof entwickelten sich über den Untersuchungszeitraum positiv, das heisst, die Ende Winter 2009 und 2010 diagnostizierten extrem niedrigen Selenwerte (ohne klinische Mangelsymptome) stiegen im Laufe der Untersuchungsmonate im dritten Projektteil kontinuierlich an. Die Ursache dafür ist noch offen.

FiBL Projektleitung/ Kontakt
  • Ivemeyer Silvia (Departement für Nutztierwissenschaften)
(nicht verlinkte Personen sind ehemalige FiBL Mitarbeitende)
FiBL Mitarbeitende
  • Abb-Schwedler Katharina (Departement für Nutztierwissenschaften)
  • Klocke Peter (Departement für Nutztierwissenschaften)
  • Staehli Pamela (Departement Westschweiz)
  • Walkenhorst Michael (Departement für Nutztierwissenschaften)
(nicht verlinkte Personen sind ehemalige FiBL Mitarbeitende)
FiBL Projektnummer 40016
Änderungsdatum 12.06.2019
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