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Workshop zum Thema Klimaschutz auf dem Biobetrieb

Ein Gruppe von Leuten sitzt in einem Konferenzraum; es läuft eine PowerPoint-Präsentation.

Der Klimaschutz-Workshop war gut besucht. (Foto: FiBL, Franziska Hämmerli)

Portrait von 2 Männern und einer Frau.

Von links nach rechts: Landwirt Johannes Keppold, Tagungsverantwortliche Lin Bautze und Bioland-Berater Ralf Mack. (Foto: FiBL, Franziska Hämmerli)

Mitte November fand am FiBL ein gut besuchter Workshop zum Thema Klimaschutz auf dem Biobetrieb statt. Mehr als die Hälfte der über 50 Teilnehmenden waren Landwirte, die übrigen Besucher kamen aus landwirtschaftsnahen Institutionen. Am ganztägigen Workshop unter der Leitung der FiBL-Mitarbeiterinnen Lin Bautze und Bernadette Oehen gab es Kurzvorträge zu Themen wie Klimagasemissionen im Bioackerbau oder Förderprogramme für Klimaschutzmassnahmen auf Biobetrieben. Am Nachmittag standen Fallbeispiele aus Betriebspraxis und Beratung auf dem Programm. Das Echo der Teilnehmenden war durchwegs positiv. Der Workshop wurde initiiert und finanziert von Bio Suisse.

Landwirte beobachten in den letzten Jahren verlängerte Vegetationsperioden, ungewohnte Trockenzeiten oder Starkregen. Dies korreliert mit den Prognosen der Forschung: Wetterextreme wie Hitzestress und Wasserknappheit werden zunehmen. Nur wenn wir die Klimagasemissionen jetzt in den Griff bekommen, nehmen die Veränderungen nicht noch mehr zu und bleiben verkraftbar.

Auch Landwirtschaft muss CO2 sparen

Die Atmosphäre soll sich nicht um mehr als zwei Grad erwärmen. Auf dieses Ziel hat sich die internationale Klimapolitik geeinigt. Dafür dürfen aber pro Person und Jahr höchstens 2,3 Tonnen CO2-Äquivalente produziert werden. Diese Äquivalente sind rein rechnerische Grössen, worin auch andere klimaschädigende Gase wie Methan oder Lachgas enthalten sind. Während der weltweite Durchschnitt bei fünf Tonnen pro Kopf liegt, verursachen die Schweizerinnen und Schweizer über elf Tonnen. Das nationale Treibhausgasinventar zeigt, dass die einheimische Landwirtschaft für rund 14 Prozent der Schweizer Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Der Rest entfällt auf die drei Sektoren Gebäude, Industrie, Abfall sowie Verkehr.

Klimaschutz und Biolandbau: Der Fünfer und das Weggli

Mit der Umstellung auf Biolandbau kann pro Fläche knapp ein Fünftel der Treibhausgasemissionen eingespart werden. Dies geschieht, indem synthetische Dünger vermieden werden, Kraftfutter eingeschränkt wird und Bioböden mehr Kohlenstoff (C) speichern. Da Biolandbau aber auch bis zu einem Fünftel Mindererträge bedeuten kann, sind zusätzliche Massnahmen notwendig. Hier eröffnet sich eine Win-Win-Situation: Das Klima schützen und gleichzeitig die Erträge steigern. "80 Prozent der Klimagase ist CO2, das vom Boden in die Luft gelangt", sagt Bioland Berater Ralf Mack. "Um den Trend umzudrehen, muss ich die Photosynthese, also das Pflanzenwachstum, optimieren. So kann ich das CO2 aus der Luft über die Pflanzen wieder in den Boden zurückbinden."

Zu diesem Ziel führt zum Beispiel, wenn Mist und andere organischen Abfälle kompostiert werden. Das FiBL Deutschland berechnete die Reduzierung der Emission durch Kompostierung für den Bioland-Betrieb von Johannes Kreppold in Deutschland mit 90 ha Ackerbau, 20 ha Grünland und einem Viehbesatz von 0,4 GVE pro Hektare. "Die Emissionen sanken durch die Mistaufbereitung um die Hälfte, was bei konservativer Berechnung 7 Tonnen CO2-Äquivalenten pro Jahr entspricht", fasst Lin Bautze vom FiBL die Berechnungen zusammen.

Neues Rotteverfahren

Auf Keppolds Betrieb wird anstelle des traditionellen aeroben Komposts, bei dem die Bakterien viel Kohlenstoff wieder in die Luft veratmen, ein anaerobes Rotteverfahren eingesetzt, die sogenannte Mikrobielle Karbonisierung (MC) nach Walter Witte. Laut Witte bleibt beim MC-Verfahren rund 90 Prozent des C im Substrat und hat den Vorteil, dass die Miete nicht gewendet werden muss und keine Abdeckung braucht. Erste Forschungsergebnisse des deutschen Claus-Robert Wonschik lassen auf eine sehr gute Ertragswirkung des MC- Substrats schliessen.

Der Landwirt Johannes Keppold stellt MC-Substrat wie folgt her: Er lässt regional anfallenden Baum- und Strauchschnitt schreddern und mischt diesen mit gleich viel Rindermist. Die Feuchtigkeit des Materials sollte ungefähr fünfzig Prozent betragen. Dann wird das Material über einen Miststreuer zu einer Miete von maximal 2,5 Metern Höhe aufgestreut. Anschliessend wird die Oberfläche (mit einem Radlader) angedrückt.

Nach mindestens acht Wochen ohne Störung haben die Mikroben ihren Dienst getan, das Substrat kann aber länger liegen bleiben. Im Sommer/Herbst grubbert Kreppold das Material mit den Maisstoppeln ein. "Begünstigt durch das gute Wetter und nicht zuletzt durch die erwähnten ackerbaulichen Massnahmen konnte ich 12,5 Tonnen Körnermais pro Hektare ernten", sagt Johannes Kreppold.

Offene Fragen zum anaeroben Rotteverfahren:

  • Wie sieht die C02-Bilanz über die ganze Kulturdauer aus?
  • Wie stellt sich der Biolandbau zur anaeroben Rotte?
  • Müsste in niederschlagsreichen Gegenden die Miete mit Flies zugedeckt werden?
  • Ist das anaerobe Rotteverfahren in der Schweiz überhaupt erlaubt?

Autorinnen: Franziska Hämmerli und Katharina Truninger

Weiterführende Informationen

Kontakt

Lin Bautze, FiBL Schweiz
Bernadette Oehen, FiBL Schweiz

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