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Wie lässt sich der Anbau von Körnerleguminosen verbessern?

Referentin vor einem Auditorium

Viele interessierte Teilnehmer folgten auf dem Hochschultag in Witzenhausen den wissenschaftlichen Ausführungen zum Thema "Körnerleguminosen und Bodenfruchtbarkeit". Foto: Jürgen Beckhoff

Wissenschaftler stellten am 2. Dezember auf dem Hochschultag in Witzenhausen Ergebnisse des Bodenfruchtbarkeitsprojektes vor.

Der Anbau von Ackerbohnen und Erbsen ist anspruchsvoll, aber es gibt für Praktiker viele Stellschrauben, mit denen sie ihre Erträge erhöhen bzw. stabilisieren können. Das ist das Fazit der Wissenschaftler, die Anfang Dezember auf dem Hochschultag zum Thema "Körnerleguminosen und Bodenfruchtbarkeit" in Witzenhausen die wichtigsten Ergebnisse des Bodenfruchtbarkeitsprojektes (www.bodenfruchtbarkeit.org) vorstellten. Gefördert wurde das Projekt vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN).

Um einen engen Praxisbezug herzustellen, wurden Datenerhebungen auf 32 viehlosen und vieharmen Bio-Betrieben in ganz Deutschland durchgeführt.

Harald Schmidt von der Stiftung Ökologie & Landbau (SÖL) verwies in seinem Vortrag zu den Praxiserfahrungen zum Erbsenanbau auf die Bedeutung eines hinreichend großen Anbauabstandes, der mindestens 9 Jahre betragen sollte. Hier seien die meisten der untersuchten Betriebe mit 5 bis 6 Jahren Abstand zwar dem derzeitigen Stand der Literatur gefolgt, diese ginge aber von zu optimistischen Annahmen aus. Als optimal für den Erbsenanbau erwiesen sich leichtere bis mittelschwere Böden mit maximal 25% Tonanteil, die zudem eine gute Wasserspeicherung und wenig Verdichtungen aufweisen. Auch eine Pflugfurche im Herbst und eine Saattiefe von 6 Zentimetern hätten die Erträge verbessert.

Christian Bruns von der Universität Kassel stellte in seinem Beitrag die vielfältigen positiven Effekte einer Grünkompostgabe heraus. Grünkompost liefere dem Boden Nährstoffe nach und könne zudem die Wurzelgesundheit von Erbsen deutlich verbessern. Bei einer wurzelnahen Reihenapplikation seien bereits 5 t/ha ausreichend gewesen, um einen Mehrertrag von 10 bis 15% zu erzielen. Dadurch konnte laut Bruns in den Versuchen auch noch die Vorfruchtwirkung auf den nachfolgenden Winterweizen verbessert werden. Handlungsbedarf gäbe es zurzeit aber noch bei der flächendeckenden Bereitstellung von qualitätsgesicherten Grüngutkomposten und bei der Ausbringungstechnik.

Die große Bedeutung der Schlagauswahl hob Lucius Tamm vom Schweizer FiBL hervor. Er stellte einen neu entwickelten Test vor, mit dessen Hilfe Landwirte ihre Schläge auf eine vorliegende Bodenmüdigkeit überprüfen können. Im Praxistest erwies sich die sogenannte Differentialdiagnose vor der Erbsensaat in den weitaus meisten Fällen als zutreffend. Die Kosten für den Test liegen laut Berechungen von Daniel Wolf, Universität Kassel, je nach Schlaggröße bei 20 bis 80 Euro/ha. Dafür sei einen Mehrertrag von 0.4 bis 1.8 dt/ha erforderlich, der in den Versuchen auf den Betrieben meist deutlich übertroffen wurde. Prof. Knut Schmidtke von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW) in Dresden betonte die Vorzüge der Verwendung kohlenstoffreicher organischer Düngemittel im Ökologischen Landbau. "Rund die Hälfte der untersuchten Betriebe liegen bei Kalium und Phosphat in der Versorgungsstufe A und B. Hier müssen wir was tun", sagte Schmidtke. Für den Leguminosenanbau seien dafür vor allem Substrate mit einem weiten C/N-Verhältnis geeignet, um die N-Fixierung nicht zu beeinträchtigen. In den Versuchen hätten sich bei Erbsen und Ackerbohnen vor allem Grüngutkompost und Gehölzhäcksel bewährt. Fein zerkleinerte Gehölzhäcksel hätten zudem den Vorteil, dass sie einjährige Unkräuter, nicht aber die hypogäisch keimende Körnerleguminosen wie Ackerbohne und Erbse, unterdrücken und damit zusätzlich ertragssteigernd wirken können.

Insgesamt blicken alle beteiligen Wissenschaftler nach knapp fünf Jahren Projektlaufzeit zufrieden auf die große Bandbereit an neuen Erkenntnissen. Die praxisrelevanten Aspekte wurden in einer Praxisbroschüre aufbereitet, die im Januar erscheint und schon vorab kostenfrei bei der Herausgeberin BLE bestellt werden kann:

Telefon +49 228 6845-3280, Telefax +49 228 6845-2907, E-Mail boeln(at)ble.de

Text: Jürgen Beckhoff und Ann-Kathrin Spiegel

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